Donnerstag, 1. Dezember 2011

Torres del Paine und Perito Moreno

Ich weiss nicht wirklich, ob die Übersetzung Türme der Schmerzen fachlich richtig ist, Wandern im chilenischen Nationalpark hat es jedoch echt in sich. Früh brechen Ken, Wayne, Julia und ich Richtung Torres del Peine auf, 2 Stunden Fahrt, erschöpft von der Fahrt des Vortages döse ich erstmal weg. Im Park angekommen werden wir mit dem Schiff an den Ausgangspunkt unserer Wanderung gebracht. Auf dem Programm steht die beliebte „W-Route“, eine Tour für die wir 5 Tage eingeplant haben. Der erste Abschnitt bringt uns hinauf zum Glacier Grey.
Vollbepackt mit Zelten, Schlafsäcken und Verpflegung machen wir uns auf den Weg und bis zum Mittag läufts echt rund. Leichte Anstiege, leicht bedeckter Himmel, malerische Landschaft. Julia, die diese Tour bereits eine Woche zuvor hinter sich gebracht hat, gibt die Route vor. Zum Lunchen wollen wir auf eine Anhöhe, mit erstem Blick auf den Gletscher. Im See treiben vereinzelte Eisbrocken, die der unbedarfte Wanderer als Eisberg bezeichnen würde – angesichts der Eindrücke nur weniger Tage zuvor lässt mich das recht kalt. Nach der Pause wird das Gelände schwieriger, Wind bläst Schnee vom Gletscher mit enormer Wucht uns ins Gesicht, wirft uns mehrfach fast um.
Allzusehr mag man sich nicht zur Wehr setzen, läuft man doch Gefahr das Gleichgewicht zu verlieren und womöglich den Hang hinunter zu rutschen. Wir erreichen ein Hostel, wo man günstig campen könnte. Unser Ziel ist aber ein kostenloser Camping Platz zwei Stunden weiter. Der Weg dorthin führt steil bergauf, das Gewicht spürt man jetzt enorm. Am Vorabend klang die Idee noch riesig – wir nehmen zwei Flaschen Rum bzw. Pisco mit, um uns aufzuwärmen. Klasse Idee! Verdammt! Durchgeschwitzt und ausgelaugt erreichen wir den Campingplatz.
Die Zelte werden aufgebaut, es gibt Hühnchen Curry. Während wir auf Felsen über dem Gletscher sitzen machen wir uns daran, aktiv das Gewicht zu reduzieren. Auf dem Rückweg zu den Zelten gelingt es mir eine Dummheit unbeschadet zu überstehen…



Am nächsten Morgen entdecke ich dennoch einige blaue Flecken. Morgen ist auch eher relativ, es ist 12 Uhr Mittags. Das Aufstehen fällt etwas schwerer. Mit deutlich weniger Gewicht machen wir uns zwei Stunden später zurück Richtung Fähre. Wir sind eigentlich um 14 Uhr mit Iris, einer Holländerin, die ich tags zuvor im Bus kennengelernt habe, verabredet. Das wird angesichts von 4 Stunden Weg etwas schwer. Während wir noch ein paar Kilometer weiter müssen, will uns Julia an dem Tag (planmäßig) verlassen. Letzte Fähre geht um 6 Uhr, auch das wird knapp. Wir teilen unsere Gruppe auf. Ich bleibe mit Wayne etwas zurück, der Junge leidet!
Das Wetter zeigt sich von seiner Torres-typischen Seite – wechselhaft! Immer wieder muss ich warten, Wayne wird den 5 Tages-Trip an dem Tag abbrechen, aber ich muss nachher noch weiter und es droht dunkel zu werden. An der Fähre angekommen, übernehme ich noch einiges an Ausrüstung und versuche den Weg ins 7km entfernte Camp Italiano. Es regnet heftig. Nach 20 Minuten höre ich meinen Namen – Ken hatte an der Fähre gewartet, wir schlagen unser Camp dort auf. Die letzten Alkohol-Reserven werden vernichtet. In der Nacht bläst heftiger Wind fast unser Zelt um. Morgens brechen wir zu dritt auf.
Eine leichte Passage für den Start. Danach Richtung Camp Britanico, den Berg rauf zu einem Aussichtspunkt – schlechte Sicht. Zum Abschluss eine eher harmlose Passage zum Refugio, wo wir unsere Zelte aufschlagen. Abends werden ein paar Pisco-Sauer mit einer anderen Reisegruppe (Deutschland, Schweiz, England) gezischt – dann fällt der Strom aus. Morgens brechen wir bereits um halb 9 auf die Königsetappe auf. Bei bestem Wanderwetter kämpfen wir uns durch erneut sehr hügeliges Gelände zu einem Camping-Platz am Fuße der Torres. Früh ins Bett, der Wecker klingelt um 4:30 Uhr! Im Morgengrauen kämpfen wir uns über Stock und Stein zu einem Aussichtspunkt, um den Sonnenaufgang zu sehen.
Glücklicherweise ist der Himmel wolkenlos. Unglücklicherweise haben wir aus unseren Fehlern der Vortage wenig gelernt – eine Flasche Wein ist mit im Gepäck, Glühwein wäre ja was Feines! Auf dem Gipfel kühlt man im Wind schnell aus. Nicht überragend spektakulär aber absolut sehenswert fällt dann der Sonnenaufgang aus. Wir machen uns auf den Rückweg, weitestgehend bergab, eigentlich nur noch Kür. Meine Schuhe bieten keinen Grip, so macht das keinen Spass. Die wenigen Uphill-Passagen versuche ich joggend zu überwinden. Irgendwie hat Hiken was, auch wenn die Blasen an meinen Füßen eine andere Sprache sprechen.

Abends in Natales wird erstmal Pizza gegessen, und danach noch ne Lasagne, hatte irgendwie Hunger. Zudem wird Abschied gefeiert, denn am nächsten Morgen trennen sich die Wege. Für Malaysia geht es nach Santiago, ich werde um 7 Uhr mit dem Bus Richtung Calafate abgeholt und Holland gönnt sich ne Massage! ;)
Erneut 5 Stunden Busfahrt zum Gletscher. Auch wenn ich in den letzten Wochen viele Gletscher gesehen habe, ist dieser echt beeindruckend. Eiswüste inmitten blühender Landschaften. Im Bus treffe ich Bert aus den USA. Alle zwei Jahre nimmt er sich 4 Wochen von seiner Familie frei, um zu reisen. Wir sprechen über die Möglichkeit ein Auto zu mieten, um die 1.500 Kilometer durch Patagonien nach El Bolson selbst zurückzulegen. Sicher ein schönes Abenteuer über Schotterpisten. Die Gebühren sind aber galaktisch. Wir verzichten drauf. Morgen abend geht’s dann hoffentlich mit dem Bus weiter nach Bolson – 26 Stunden Fahrt! Am Ende erwartet mich hoffentlich ein Empfang bei einem Teil meiner Familie, den ich seit über 15 Jahren nicht gesehen habe. Heute ist der 2. Dezember, vor einem Monat ging es los - Zwischenfazit: So darf´s ruhig weitergehen. Bis bald!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen