Dienstag, 22. Dezember 2015

Ein Engel fällt vom Himmel -Tour von Canaima zum Salto Angel

Unser Kanu gleitet durch die schwarze, glatte Wasseroberfläche des Rio Carrao. Das Dröhnen unseres Yamaha Außenborders in den Ohren, spritzt die weiße Gischt an uns vorbei - wenn der Wind günstig steht... Der Wind steht selten günstig und wir werden trotz Regenschutz mächtig nass. Undurchdringliches Grün säumt die Ufer zu beiden Seiten. Immer wieder versuchen Schmetterlinge den Fluss zu überqueren und weichen im letzten Moment der Gischt aus. Nicht allen gelingt es, sie enden als Fischfutter - der Kreislauf des Lebens. Wir sind auf dem Weg zum Salto Angel, dem mit 979m Gesamthöhe der höchste Wasserfall der Welt.

Bereits gestern bin ich in Canaima angekommen. Der Flug in der kleinen Cessna gab einen ersten Vorgeschmack auf das was uns erwartet. Bei der Landung erhasche ich einen Blick auf die palmengesäumte Lagune, in die sich sieben Wasserfälle ergießen. Unser komplettes Camp wird von der dortigen indigenen Bevölkerung, den Pemon, geführt. Nachmittags nehmen uns unsere Guides auf die andere Seite der Lagune. Die kleine Wanderung führt uns zu einem Wasserfall auf der anderen Seite, der Ausblick ist fantastisch und erinnert an die Szene aus König der Löwen, als Simba seinem Volk präsentiert wird. Wasserfälle, weite Steppe und am Horizont türmen sich die Tepuis, die für die Landschaft typischen Tafelberge, steil gen Himmel. Wir wandern zum Fuss des Wasserfalls und haben die Möglichkeit auf Socken hinter die Fälle zu gelangen. Ein feucht fröhliches Unterfangen! Den Wet-T-Shirt Contest haben defintiv unsere beiden Guides Joseline und Fabiola gewonnen ;)


Und jetzt fahren wir also zum Salto Angel. Immer wieder erschweren Stromschnellen die Fahrt, Wellen schwappen in unser Boot... Sorgen aber auch für jede Menge Spaß! Wir biegen in den kleineren Rio Churun ein, das Wasser wird flacher. Vor uns türmt sich der mächtige Auyantepui auf, aus dem der Salto Angel erspringt. Benannt ist der Fall nicht etwa nach den Himmelsgeschöpfen, sondern nach seinem (Wieder-)Entdecker Jimmy Angel, einem Buschpiloten. Keiner wollte seiner Entdeckung glauben schenken, also startete er zu einer zweiten Expedition und landete auf dem Tepui. Dummerweise blieb sein Flieger im Sumpf stecken und Jimmy musste sich 14 Tage lang mühsam einen Weg von diesem Berg suchen. Angesichts der Steilwände sicherlich kein leichtes Unterfangen. Auch wenn alle Welt bis heute vom Salto Angel spricht, wurde dem Wasserfall vor einigen Jahren wieder sein ursprünglicher Pemon-Name Kerepakupai-Meru zugesprochen.

Die letzten Kilometer der Fahrt stampft unser Kanu durch Canon del Diabolo - der Name ist Programm, wir haben mehrfach Kontakt mit den Felsen. Aber in meinen Augen der schönste Abschnitt. Kurz darauf kommen wir an unserem Busch-Camp an. Flip Flops werden gegen die Wanderschuhe getauscht und wir wandern 60 Minuten durch den schwülen Dschungel bergauf zum Aussichtspunkt. Eine schweißtreibende Angelegenheit, die Wasserfalsche leert sich fast von selbst. Ein letzter Felsen noch und der Blick wird endlich freigegeben auf den Salto.

Jetzt zu Beginn der Trockenzeit ist zwar bereits etwas weniger Wasser vorhanden, aber der Anblick ist trotzdem impulsant! Auf ein Foto ist die komplette Fallhöhe kaum komplett drauf zu bekommen - handgestoppte 40 Sekunden benötigt das Wasser von oben, bis es als feiner Sprühregen auf die Felsen trifft. Und alles in der atemberaubenden Schönheit des Canaima-Nationalparks!

Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Bereits vor meiner großen Südamerika-Tour vor 4 Jahren habe ich einen dicken Kringel um den Salto Angel gemacht, konnte es damals aber noch nicht realisieren. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Der Abstieg zum Camp ist nicht unbeschwerlicher als der Aufstieg. Im Dschungel wird es schnell dunkel und Erschöpfung verbunden mit rutschigen Steinen fordern ihren Tribut. Die letzten Meter gehen wir in kompletter Dunkelheit. Im Camp wartet eine kalte Dusche und ein leckeres Abendessen auf uns. Der Generator wird um 20 Uhr ausgestellt. Die Nacht verbringen wir in Hängematten - es wird sehr kalt! Ich wache noch vor Mitternacht auf, mein Kopf pocht. Ich will kurz aufs Klo, finde mich dann aber einige 100m weiter am Fluss wieder. Ein paar Glühwürmchen leisten mir Gesellschaft. Zurück in der Hängematte friere ich die Nacht hindurch. Zum Schlafen komme ich kaum, mir geht es wirklich nicht gut. Übermüdet geht es auf den Heimweg. Die Arschbacken schmerzen vom Sitzen auf den Brettern im Kanu - der Ausblick entschädigt.

Kurzes Mittagessen im Basis Camp. Eine neue Gruppe ist morgens angekommen, u.a. ein Holländer, der wie ich versucht auf eigene Faust durch Venezuela zu reisen. Am frühen Nachmittag geht die Cessna zurück; ein letzter Blick auf die Lagune und die Wasserfälle! Canaima ist wahrlich ein Paradies auf Erden.





Cuidad Bolivar - ich war wohl etwas launig ;)




Ich bin wach, bevor der Wecker klingelt - es ist 03:45 Uhr... 30 Minuten könnte ich noch schlafen, aber das wird jetzt auch nichts mehr. Um 05:30 Uhr muss ich am Flughafen sein, 2,5 Std. vor der Abflugzeit - und das bei einem Inlandsflug. Das Einchecken klappt problemlos. Es piept zweimal als ich durch den Scanner laufe, keinen scherts, also gehe ich weiter mit dem mulmigen Gefühl von Sicherheit. Gate 11 steht auf meiner Platzkarte, am Display wird Gate 8 angezeigt, letztlich bringt uns ein Bus von Gate 5 zum Flieger - muss man nicht verstehen, sagt man mir. Eso es Venezuela!
Vor dem Flieger hält unser Bus, die Triebwerke sind geöffnet und Mechaniker machen sich daran zu schaffen... Das mulmige Gefühl verfestigt sich. Wir sollen das nicht sehen und unser Bus fährt zu einem anderen Parkplatz. Etwas später fahren wir zur Maschine einer anderen Gesellschaft. Fliegen wir halt mit der. Musste nicht verstehen. Ist Venezuela!

Die Sicherheitsanweisungen nur auf Spanisch, bin eher der einzige Touri. Vorne über den WC's leutet die Aufschrift "Toiletten besetzt" - war wohl mal in deutschem Besitz die Maschine. Nach der Landung wartet bereits ein Fahrer, der mich die Stunde in die Stadt bringt. Am Rande der Schnellstraße kaufen wir einen Fruchtsalat-Saft-Mix - endlich Frühstück!
Am Nachmittag laufe ich mit leichtem Gepäch (also ohne Pass, wenig Geld und der alten Kamera) die Viertelstunde zum Orinoco. Buntes Treiben herrscht auf den Querstraßen am Fluss, während die eigentliche Promenade recht leer ist. Der Orinoco ist einer der größten Flüsse der Welt und ich bin viel zu faul, das jetzt genauer zu recherchieren. Es gibt nur ein paar wenige Brücken, die den Strom überqueren und am Horizont kann man die allererste ausmachen!

~Auch wenn die Sonne höllisch brennt, hat es was für sich, hier entlang zu flanieren. Im Reiseführer heisst es, die Altstadt könnte für die von Havanna gehalten werden, wenn es nur die alten Autos gäbe... Ich denke mir, die Autos hier sind auch nicht viel neuer. Die ersten Tropfen spüre ich auf den Armen, eine kleine Wolke reicht aus und schon geht es richtig los. Unter dem Vordach eines Hauses spricht mich ein Venezoelaner an, hat mich als Tourist erkannt - verdammt, ich bin echt auf dem Präsentierteller. Wir trinken ein Bier, er hat einen Sohn, der in Köln lebt. Alles sehr gefährlich hier - ich will's nicht mehr hören. Den Rückweg wähle ich so, dass ich an der Plaza Bolivar vorbei komme. Schöne Kathedrale, der Pfarrer stellt seine Schäfchen fürs Krippenspiel auf. Es weihnachtet sehr.


Wo sind die Schäfchen?

Montag, 21. Dezember 2015

Erste Tage in Venezuela - Karibikstrand in Choroni


Was weiß man eigentlich über Venezuela? Wenn man sich im Bekanntenkreis umhört sind das vor allem drei Dinge: 1) Attraktive Frauen - die meisten Schönheitsköniginnen kommen aus Venezuela 2) Eine teuflische Inflation von jenseits 100% 3) eine extrem hohe Kriminalitätsrate - eigentlich wird man schon beim Aussteigen auf dem Flieger direkt entführt. Wenn man dann weiter fragt, wer denn wann schon in Venezuela war, dann wird es schon extrem dünn. Googelt man im Internet nach Reiseberichten ist ie Auswahl auch eher überschaubar: Beeindruckende Karibik-Strände, faszinierende Tier- und Pflanzenwelt - hier herrscht Einigkeit und auf keinen Fall die Kreditkarte nutzen, da gibts nämlich nur den offiziellen Wechselkurs und der ist erbärmlich! Es lebe der Schwarzmarkt, aber bloß keine Blüten andrehen lassen oder womöglich ganz ausnehmen lassen... Das kann ja heiter werden!

Entsprechend bereite ich mich darauf vor und Erwerbe einen innenliegenden Bauchgürtel, um einen versteckten Ort zu haben. Die Kriminellen hier haben davon sicher noch nix gehört ;) Zudem beschaffe ich mir 800 USD in bar, um von den Vorzügen des Schwarzmarkts zu profitieren. Caracas möchte ich vermeiden, also buche ich mich tags vorm Abflug in die Casa Riqui Riqui in Chroni ein. Ulf, der Besitzer, schickt mir einen Fahrer zum Flughafen, der mich die 4 Std. zu dem Strandort fährt. Bereits im Flug wird mir bewusst, dass Venezuela jetzt nicht das klassische Urlaubsland ist - fast ausschließlich Venezuelaner an Bord. Der Landeanflug ist imposant. Die Gebirgskette um Caracas reicht fast bis zum Meer.

Während der Fahrt schlafe ich fast ausschließlich. Choroni bzw. der dazugehörige Hafen Puerto Colombia ist ein recht verschlafenes Nest, das am Wochenende die reiche Jugend aus Caracas anzieht. Meine Posada ist restlos ausgebucht. Nachdem ich mein erstes Geld gewechselt habe - allein das Zählen der Scheine hält uns 10 Minuten auf - wird am nächsten Tag der Ort erkundet, der Strand befindet sich etwa 15 Minuten östlich des Dorfs. Gut erreichbar, aber sonntags noch extrem bevölkert. Die erste sehr üppige Mahlzeit gibt es inkl. Getränke für weniger als 2 Euro. Wasser ist Mangelware, Bier ist günstiger! Ebenfalls Mangelware sind Verhütungsmittel - mehrere noch sehr junge Mädchen tragen mehr oder weniger stolz ihren Schwangerschaftsbauch zur Schau.

Venezuela ist nicht auf Backpacker ausgelegt, schon gar nicht zwischen den Jahren. Ich darf lernen, dass ich meine Touren besser deutlich im Voraus buche. Etwas was mir persönlich aufgrund mangelnder Flexibilität sehr missfällt. Montags fährt mich Ulf etwas in die Berge hinein, wo ich eine kleine Wanderung unternehme. Die Frage, ob ich Regensachen eingepackt habe, belächle ich - ignoranter Touri! Entlang eines Bachlaufs leisten mir nur einige bunte Schmetterlinge und die Geräusche der Tierwelt Gesellschaft. Später geht es durch Graslandschaft einen Hügel hinauf. Auf einem großen Felsen mache ich eine kleine Pause und genieße den Ausblick über den Nebelwald.

Ich döse etwas weg. Als ich aufwache verdunsten einige Regentropfen auf dem heißen Stein - Zeit umzudrehen! Keine 5 Schritte mache ich, als die Tropfen dicker werden! Ein massiver Regenschauer prasselt binnen weniger Sekunden auf mich nieder! Ein hoher Baum mit dichter Blätterkrone bietet mir Schutz - anfangs! Aber nach einer Stunde bin ich völligst durchnässt und wandere talwärts. Den nächsten Tag verbringe ich nochmal am Strand, den ich quasi für mich allein habe. Ich bin der einzige Touri im Ort - wunderschön und doch irgendwie einsam!




Den Strand hatte ich fast für mich allein :)



Donnerstag, 26. Februar 2015

Playa Larga – Karibik-Feeling in der Schweinebucht


Der Name unserer Casa in Playa Larga - sehr empfehlenswert!!
Nachdem gegen 3 Uhr nachts endlich mein Gepäck geliefert wurde, steht der weiteren Reise nichts mehr im Weg. Yamir empfiehlt uns noch, dass wir besser mal so 1-2 Stunden vor Abfahrt des Viazul (Touristenbus) am Bus-Terminal sind, da die Fahrt nach Trinidad eine beliebte Route sei. Wir halten uns dran und sind früh am Bahnhof, direkt beim Aussteigen werden wir von einer Horde Taxi-Fahrer umringt, die uns günstige Preise für ein Collectivo (Sammeltaxi) nach überall hin anbieten. Trotzdem kämpfen wir uns den weg zum Eingang durch und reihen uns ganz hinten ein. Schnell stellt sich raus, dass wir kein Erfolg haben werden: Es gibt einen Schalter für alle Destinationen und eine Wartezeit von circa 3 Stunden!!! Das tuen wir uns nicht an.

Nick, Pelle und Andreas und ein reichhaltiges Dinner
Zwei Dänen, die direkt vor uns in der Reihe stehen, haben auch keine Lust drauf. Wir tun uns zusammen und können die beiden überzeugen zunächst in die Schweinebucht zu fahren. Nach der etwas kurzen Nacht wird die meiste Zeit mit dem Kopf an der Scheibe gedöst. Erst die letzten Kilometer der Strecke, bin ich wieder voll da. Der Straßenrand wird alle paar Hundert Meter von kleinen Monumenten gesäumt – alles Denkmäler für die im April 1961 gefallenen Kubaner, die den US-unterstützten Invasionsversuch von Exil-Kubanern zurück schlugen. Hier wurde Geschichte geschrieben.

Sonnenuntergang am Strand - gleich kommen die Moskitos
Wir erreichen Playa Larga, ein verschlafenes Nest am Anfang der Bucht. Der erste Eindruck ist eher naja, aber eine Nacht wird man bleiben können.  Wir finden eine schöne Casa inklusive Pool und Bar, die ganz frisch eröffnet hat – was man an der Herzlichkeit der beiden Besitzer ablesen kann. Andreas und Pelle, die beiden Dänen, beziehen eine Casa direkt neben uns. Der erste Abstecher zum Strand entschädigt für die Mühen der letzten Tage: Naturbelassener, ruhiger Strand. Ein paar Palmen, die in den kommenden Tagen über die Mittagshitze Schatten spenden. Kristalklares Wasser in einer flachen Lagune. Hier hält man es doch länger aus - und vergisst tatsächlich ausreichend Fotos zu schießen. Die Sonne geht langsam unter, während wir mit ein paar Deutschen das erste Beach-Volleyball-Match bestreiten. Ihren Ball kaufen wir ihnen später noch für 4 Bier ab. Beim Abendessen erreicht uns die Nachricht der Pariser Terroranschläge – es klingt unheimlich fern ohne Internet oder anderen Kontakt zur Außenwelt. Bei einigen Mojitos in unserer Bar lassen wir den Abend beim Kartenspiel ausklingen.

Die kommenden Tage wird die Seele baumeln gelassen. Lesen im Halbschatten, ab und an kurz im Wasser abkühlen, Karten zocken oder Beach Volleyball mit einer Gruppe Kubaner, die zur Erfrischung zwei Flaschen puren Rum reichen – gegen die grausame Dehydrierung.

An den Abenden werden unsere Gruppen größer: Zwei Schweizerinnen, zwei Schwedinnen, ein deutsches Pärchen gesellen sich zu uns in die Bar – unsere Gastgeber sind zufrieden mit uns, wir sorgen für guten Umsatz. Am letzten Tag fahren wir zur 15km entfernten Cuerva de Peces (Höhle der Fische), eine Unterwasserhöhle, die nur mit Tauchausrüstung erkundet werden kann. Aber auch für uns Schnorchler bieten sich schöne Möglichkeiten. Intakte Korallen und bunte Unterwasserwelt direkt an der Küste. Abends essen wir wieder bei uns in der Casa – frischen Lobster von beachtlicher Größe!! Ein Gedicht für den Gaumen.

Morgens geht’s zur Bushaltestelle. Wieder werden uns Sammeltaxis angeboten, wir entscheiden uns diesmal aber wirklich für den Viazul, der auch nur etwas verspätet ankommt und noch ausreichend Plätze zur Verfügung hat. Mit uns auf der Reise sind Sara und Dylan, ein junges Pärchen aus Kanada, denen am Ende in Playa Larga das Geld ausgegangen ist – die fehlenden 3 CUC für den Bus-Trip sponsorn wir selbstverständlich.

Die 3-Stunden-Fahrt nach Trinidad wird länger ausfallen als erwartet. Bereits bei unserem ersten Zwischenstopp fange ich auf, dass es Probleme gibt. Trotzdem fahren wir mit gemächlichem Tempo weiter, nur um kurz hinter der Stadt bei der ersten Anhöhe immer langsamer zu werden – selbst ein Pferdegespann überholt uns. Dem Bus geht letztendlich doch die Luft aus, rückwärts lässt sich der Fahrer zurück in die Senke rollen, wo wir erstmal liegen bleiben. Es scheint am Öl-Filter zu liegen. Also wird gewartet, bis Öl-Filter und Mechaniker eintreffen. Wie lange das sein wird – wer weiß das schon. Wir sind auf Kuba! Da hilft nur, sich auf der schattigen Seite des Busses hinzusetzen und sich in Geduld zu üben. Die Taxi-Fahrer, die das Geschäft ihres Lebens wittern, rufen noch Mondpreise auf. Wir haben Zeit. Fallende Preise kündigen nach 1,5 Stunden die Ankunft des Mechanikers an. Es geht weiter. Im Schneckentempo zwar, aber wir kommen letztlich doch nach 7 Stunden an. Und laufen den beiden Schwedinnen aus Playa Larga direkt übern Weg, die in dem selben Bus noch eine 6-Stunden Fahrt nach Havanna vor sich haben – da kann man nur Glück wünschen. 


Super leckerer Lobster

Unser Reich - der Garten unserer Casa.

Sonntag, 22. Februar 2015

Erste Tage in Havanna


Nach dem letztendlich erfolglosem Warten am Gepäckband geht es frustriert durch den Zoll, wo ich erneut aufgehalten werde – die rabiate Dame gibt mir zu verstehen, dass es nicht sein könne, dass ich ohne Gepäck hier durchgehe, wenn ich aber mit Gepäck geflogen bin... Ich bin nicht wirklich in der Laune für solche Sperenzchen, grundsätzlich gebe ich ihr aber recht – sie darf sich sehr gerne bei Air France beschweren!

Außerhalb wartet Javier auf uns. Er ist ein kubanischer Freund eines Arbeitskollegen, der sich in den nächsten Tagen etwas um uns kümmern wird.  Mit einem Privattaxi fahren wir in die Altstadt Havannas, wo wir die kommenden Tage in einer Casa Particular verbringen werden. Seit einigen Jahren ist es Kubanern erlaubt, Zimmer in ihren Wohnhäusern an Gäste zu vermieten, um so an die begehrten Devisen zu kommen. Über Andy, einem Freund aus London, den Nick und ich vor 7 Jahren in Brasilien getroffen haben, wird uns die Casa Yamir empfohlen, die sehr günstig in der Altstadt gelegen ist. Mit Javier gehen wir noch kurz was essen und die ersten Bierchen zischen. Die Auswahl ist reichlich. Essenstechnisch beschränkt sie sich meist auf Fisch, Huhn und Schwein, Reis und Bohnen. Als Biere stehen das helle Cristal und das dunkle Buquanero zur Auswahl. Und natürlich immer wieder: Mojitos! Der Abend wird nicht lang, aber doch sehr unterhaltsam – eine Band sorgt für die Begleitmusik... der Ärger über den fehlenden Rucksack verfliegt.

Dank Zeitverschiebung wird die Nacht unruhig, gegen 4 Uhr weckt uns das Krähen eines Hahns – in einer Millionenstadt! Zu Fuss erkunden wir die Altstadt, während Yamir halbstündlich bei Air France anzurufen, um Informationen zu meinem Rucksack zu erhalten. Leider ohne Erfolg, weil keiner ans Telefon geht. Wir werden daher in den kommenden zwei Tagen noch zweimal mit dem Taxi zum Flughafen fahren, bis ich endlich den Rucksack erhalte – Air France wird das in ihrem Antwortschreiben später als „Sekundärkosten“ bezeichnen, die sie nicht erstatten müssen. Mein Fehler! Wer fliegt schon Air France ;)

Gegen den wieder aufkommenden Ärger (kein Rucksack, kein Auto) hilft am Nachmittag die erste Zigarre und einige Bier. Bei uns hat das Jetlag zugeschlagen, ein kurzes Erholungsschläfchen vorm Abendessen endet nach Mitternacht. Richtig touristisch wird es erst am Folgetag – Besuch des alten Forts, welches die Hafeneinfahrt La Habanas beherrscht und die Stadt zur bestbeschütztesten in der gesamten Karibik machte. Die alten Anlagen, die in der Revolution kampflos übergeben wurden, strahlen eine enorme Ruhe unweit der hektischen Stadt aus. Unweit des Forts gibt es ein Freilichtmuseum, welches die Überlegenheit des kubanischen Militärs zu Schau stellt – der Flügel eines in der Kuba-Krise abgeschossenen US Air Force Aufklärers spricht eine deutliche Sprache.




Weiter geht’s zur Jesus Statue und nach einigen Fotos mit einem alten Seelenverkäufer quer durchs verschmutzte Hafenbecken zurück in die Altstadt. Witzig ist, dass wir uns vorm Einstieg aufs Schiff einer Sicherheitskontrolle unterziehen müssen. Vor Jahren haben einige Kubaner versucht, dieses „Schiff“ zu entführen, um die Reise nach Flordia anzutreten. Verdammt mutig! Vom Wasser aus erhält man einen guten Einblick auf die Hafenanlagen, die ihre Blütezeit auch schon einige Jahrzehnte hinter sich haben. In aller Ruhe können alte Angler von alten Stegen aus, ihr Abendessen beschaffen, während die Kontore hinter ihnen immer weiter verfallen. Ohnehin sieht man der gesamten Stadt an, wie der Zahn der Zeit an ihr nagt und was nach 50 Jahren ohne Investitionen pasiert.
Dafür prangern monströse Plakate die Fortentwicklung des Sozialismus an und geißeln das Embargo als den größten Genozid der Menschheit – auf den Straßen hört man zwischen den Zeilen vielfach das Murren des Volks.

Uns gefällt die Stadt nicht besonders, es ist zu laut, zu voll und wir hätten ja auch schon längst weiter gewollt. Für Sonntag nehmen wir uns wieder ein Privattaxi und fahren gen Westen, raus aus der Stadt. Erstes Ziel ist der Mirador de Venus, ein Aussichtspunkt, von welchem man an klaren Tagen sowohl die nördliche Küste als auch die südliche überblicken kann – es war kein klarer Tag... Aber die Bewegung tut gut und die Aussicht war auch so nicht zu verachten. Nach dem Abstieg legen wir noch einen Abstecher zu einem kleinen Wasserfall in der Nähe und einem Orchideengarten ein.


Beides nicht wirklich spektakulär, aber gut um sich zu aklimatisieren und eine echte Alternative zu Havanna. Zurück in der Stadt gehen wir noch eine Kleinigkeit essen und treffen auf Rike und Dolo, zwei Schwestern aus Norddeutschland. Aus einem kleinen Mojito werden schnell noch einige mehr, es wird ein witziger Abend und keiner kommt wirklich nüchtern zurück. Vernünftiger Ausklang nach verkorkstem Start – trotzdem wird es Zeit, dass wir weiter kommen.





Sonntag, 1. Februar 2015

Wenns mal nicht so rund läuft...


Bevor man sich auf eine Reise begibt, sollte man die wesentlichen Vorbereitungen treffen. Hierzu zählt unter anderem im Voraus die Tickets buchen, sich einen guten Reiseführer zulegen und diesen auch studieren, sich um die Einreisebedingungen kümmern, eine grobe Route festlegen, was man alles sehen möchte etc.

Unsere Reisevorbereitungen beschränken sich zumeist auf das Ticket kaufen, 12 Stunden vorher das Nötigste einpacken (was man nicht mitnimmt kann man ja immer noch käuflich erwerben), den Reisepass rauszusuchen, zum Flughafen zu fahren, den Reiseführer im Flieger zu lesen und vor Ort die Route festzulegen. Wir wollen ja schließlich spontan sein und meistens läuft das auch reibungslos ab – nur diesmal halt nicht.

Um die bald folgenden Reiseberichte nicht unnötig mit Negativem zu belasten, schreibe ich mir jetzt einfach mal alles von der Seele, was man bei einer Cuba-Reise beachten sollte bzw. was schief gehen könnte:

1)   Abflugzeit 02. Januar morgens

Wer zu Beginn des neuen Jahres in den Urlaub fliegen möchte, sollte den frühen Morgen des 2. Januars tunlichst vermeiden. Niemand, also wirklich niemand, beschäftigt sich mit dem Packen bereits am 30. Dezember, wenn die Geschäfte noch offen haben. Und aus einer kurzen Silvester-Party, bei der man es nicht übertreiben will, wird auch schnell mal 5 Uhr morgens bei nicht mehr vollständig vorhandener Balance. Der erste Versuch bereits früh morgens gegen 12:30 Uhr aufzustehen ist dann meist zum Scheitern verurteilt und man möchte den ganzen Tag im Bett verbringen. Hilft aber nichts, gepackt werden muss ja irgendwann. Also wird recht spät am Abend alles was man benötigt – bzw. alles was man davon überhaupt hat – zusammen geräumt und in den Rucksack gestopft. Das Ding kann man schließlich auch noch in Havanna anständig packen!

2)   Visum

Nicht jeder ist willkommen.
Wer in ein sozialistisches Land wie Cuba fährt sollte sich vorab einmal mit den Visa-Bestimmungen auseinandersetzen und sich nicht darauf verlassen, wenn eine Person aus dem Bekanntenkreis sagt, das geht problemlos... Geht es nämlich nicht. Für die Einreise nach Cuba benötigt man eine kleine grüne Touristenkarte, die bereits ab 36€ erhältlich sind und oft bereits vom Reiseunternehmen mit geschickt wird. Wenn man morgens um 5:45 Uhr am Check-in steht und nach seinem – nicht vorhandenem – Visum gefragt wird, ist man plötzlich deutlich weniger entspannt. Letztendlich kann man sein Glück beim TUI-Schalter versuchen – wir wurden trotz der frühen Stunde fündig und konnten mitfliegen :)

3)   Gepäck
Hoher Wiedererkennungswert

Als Backpacker benötigt man nicht viel – was man aber benötigt ist im Rucksack. Soweit so klar. Doof nur, wenn eben dieser Rucksack nicht dort ankommt, wo er ankommen sollte  - wie in meinem Fall. Also fehlendes Gepäckstück reklamieren, eine Servicenummer zwecks weiterer Informationen erhalten, beim Bruder Klamotten leihen und den Abend genießen. Ist ja nicht weiter tragisch. Am Folgetag immer noch keine Informationen, dafür aber herausgefunden, dass meine Versicherung bei verspäteter Lieferung für neue Klamotten aufkommt. Das ist klasse! Ergo an Tag 3 auf die Suche nach neuen Klamotten gemacht. Problem: Aufgrund des Embargos gibt es viele Dinge in Cuba eher selten. Dank fehlender Textilindustrie gehören vernünftige Klamotten definitiv dazu. (Aber Che Guevara Shirts gibt’s trotzdem an jeder Ecke). Da vergeht schon mal ein halber Tag bis man n paar Shirts und Hosen gekauft hat. Am Ende kam mein Rucksack dann doch noch an – mit 3,5 Tagen Verspätung.

4)   Mietauto

Das ist nicht der Auto-Verleih
Cuba ist ein Land, dessen Infrastruktur noch nicht 100%ig auf Touristen eingestellt ist. Touris dürfen nur mit dem Touristenbus fahren. Insbesondere in Havanna kann der Kauf eines Tickets daher auch mal mit 3 Stunden Wartezeit verbunden sein (Sozialismus lebt!). Die Busse fahren unregelmäßig und es kommt schon mal dazu, dass der Ölfilter verstopft ist und man mangels Ersatzteilen mitten auf der Strecke liegen bleibt. Es empfiehlt sich daher ein Mietwagen, um vollste Flexibilität zu erhalten. Dieses sollte man definitiv von Deutschland aus buchen und zwar mit etwas Vorlaufzeit.

Der Ölfilter gönnt sich ne Auszeit...
Ersteres haben wir gemacht, letzteres allerdings nicht. Daher kommt man zunächst in den Genuss der Freude über einen richtig günstigen Tarif (30 CUC pro Tag / 1 CUC = 1 USD = bald 1 Euro). Nur um dann 3 Tage später zu erfahren, dass die erhaltene Bestätigung nicht gleichbedeutend damit ist, dass man auch tatsächlich ein Auto erhält... Dieses gabs nämlich nicht. Vor Ort zu versuchen Ersatz zu beschaffen ist Anfang Januar dann auch zum Scheitern verurteilt. Die Verleihgesellschaften sind doppelt überbucht und man bekommt allenfalls Schnäppchenpreise zu 90 CUC (also das 3-fache) angeboten. Insofern die beste Entscheidung des Urlaub – Verzicht auf den Mietwagen und anstelle mit anderen Reisenden zusammen auf Taxis zurückgreifen, wenn die Schlange vorm Viazul-Schalter mal wieder zu lang wird



5)   Internet

Wenn man sich schon ein Land aussucht, wo man mal etwas in Trouble gerät, dann ist Cuba definitiv die erste Wahl. Schnell mal ins Wifi einloggen und sich im Internet die nötigen Informationen holen – kannste in Cuba vergessen! Internet gibt es zwar in ausgesuchten Luxus-Hotels. Für den stolzen Preis von ca. 8 Euro die Stunde kann man sich dann auch Internet-Vergnügen aus der Modem-Zeit sichern. Wisst ihr noch damals, als es so schön gerattert hat und der Aufbau einer Seite ca. 5 Minuten gedauert hat. In Cuba ist das noch möglich. Aber wer geht im Urlaub auch ins Internet – also außer denjenigen, die Informationen über ihr Gepäck, ihre Gepäckversicherung und ihren Mietwagen suchen. Ich zum Beispiel :)

So jetzt genug mit Negativem, nach dem anfänglichen Ärger ist der Trip nämlich noch ein echtes Highlight geworden!