Nach meiner Ankunft im Hostel steht erstmal
eine kleine Wanderung entlang eines sehr idyllischen Flusses auf dem Programm,
der aus dem Lake Taupo abfließt. Zwar fasziniert mich gleich das extrem klare
Wasser mit einer türkisenen Farbe, jedoch ist der eigentliche Trail und die
Aussicht jetzt nicht wirklich spektakulär. Als mir dann noch ein Hund den Weg
versperrt und auch keine Anstalten macht zu verschwinden als ich auf ihn
zulaufe – ganz im Gegenteil, er wird richtig aggressiv… vermutlich Welpen in
der Nähe – und ich auf die Straße ausweichen muss, bin ich schon etwas bedient.
Erst einen Kilometer später komme ich am örtlichen Bungee Jump wieder in die
Nähe des Flusses. Von leicht erhöhter Stellung kann man den Wagemutigen dabei
zusehen, wie sie sich etwa 50m in die Tiefe stürzen. Hier zwängt sich der Fluss
mittlerweile durch einen malerischen Canon. Und so soll es fortan auch bleiben:
Etwas später führt mich mein Weg wieder direkt an den Fluss, wo es die
Möglichkeit gibt, an der Mündung von heißen Quellen zu baden.
Wäre schon gut
gewesen, dies vorher zu wissen… So muss ich auf dieses Vergnügen verzichten.
Mich zieht es weiter Flußabwärts, wo sich die Wassermassen nach etwa einer
Stunde durch eine noch engere Schlucht zwängen und schließlich bei den Huka
Falls einige Meter hinabstürzen. Echt idyllisch! Auf dem Rückweg leg ich einen
Zahn zu, dunkle Gewitterwolken ziehen von Süden her auf und geben einen
Vorgeschmack auf die kommenden Tage. Im Hostel angekommen treffe ich auf meine
neuen Zimmergenossen u.a. Jusoo, einen Bekannten aus Finnland(s. vorherigen
Blog-Eintrag).
Die Wettervorhersage für den kommenden Tag
klingt vielversprechend – hauptsächlich Sonne, vereinzelt Schauer zum Abend hin
werden für den südlich gelegenen Tongariro Nationalpark gemeldet – also
entschließe ich mich, gemeinsam mit einigen anderen das Tongariro Crossing
anzugehen. Auf diesem viel bevölkerten Wanderweg, der als einer der besten
Tageswanderungen ganz Neuseelands angesehen wird, führt der Weg auf etwa 20km
am Mount Ngauruhoe (sprich: „weiß ich bis heute nicht“!) vorbei.
Da dieser Berg
den meisten besser als der Schicksalsberg aus der Herr-der-Ringe-Trilogie
bekannt sein dürfte, verwende ich der Einfachheit halber fortan den Begriff.
Bereits morgens um 5:30 Uhr werden wir vom Bus abgeholt, um an unseren
Ausgangspunkt befördert zu werden. Das Wetter ist klar, lediglich einige Wolken
umgeben den Gipfel der Schicksalsbergs. Wir machen uns schnell auf den Weg,
denn bei solch optimalen Bedingungen ist es möglich eben diesen Gipfel zu
besteigen, was aber weitere 2,5 Std. in Anspruch nimmt.
Nach einem sehr
leichten Beginn führt uns der gut ausgewiesene Weg zum ersten harten Anstieg,
die Atemfrequenz wird schneller, erste kurze Pausen werden eingelegt – gutes
Training, und man wird mit einer hervorragenden Aussicht auf die
Vulkanlandschaft entschädigt. Man kann sich hier sehr schön vorstellen, wie
Frodo mit dem Ring um den Hals begleitet von seinem letzten Gefährten zum
Gipfel marschiert. Einzigartige Landschaft! Als wir jedoch an der Gabelung zum
Schicksalsberg ankommen, folgt die erste Enttäuschung – er ist mittlerweile
komplett in Wolken gehüllt.
Wir entschließen uns nach kurzer Pause
dagegen, den Aufstieg anzugehen. Einerseits wird auf Grund der Gefährlichkeit
dieses Trails dazu geraten, ihn lediglich bei Top Bedingungen anzugehen.
Andererseits hoffen wir darauf, dass es später aufklart und wir auf einem
zweiten Gipfel – den des Mt. Tongariro – dann den Blick besser genießen können.
Etwa 2 Stunden später stehen wir dann auch tatsächlich auf dieser Kuppe; 20
Meter Sicht sind wahrlich keine Entschädigung für die Mühen. Auf dem Abstieg
setzt dann auch noch Regen ein, war der nicht für den Abend angesagt? So n
Scheiß!
Meine Regenjacke hatte auch schon bessere Tage erlebt; es dauert nicht
lang bis ich merke, wie jeder einzelne Tropfen das Long Sleeve Shirt darunter
einnässt. Gute Vorbereitung ist eben alles. Habe ich im ersten Drittel der
Wanderung noch viele Fotos gemacht, versuche ich jetzt meine Kamera vom
gröbsten zu bewahren. Der „zeitweise Schauer“ entpuppt sich als sehr
hartnäckig. Zeitweise schwächt er ab, um einem kurz Hoffnung zu geben, nur um
dann noch stärker wieder einzusetzen. Ich hab echt genug und noch 12km,
hauptsächlich bergab, vor mir.
Ein blauer See in idyllischer Landschaft,
verborgen hinter einer Nebelwand, die lediglich für einige Momente den Blick
freigibt und erahnen lässt, wie schön der Weg bei Sonnenschein ist. Wir kommen
in aktives Vulkangebiet, vor etwa einem Jahr wurde es zuletzt heftig, weshalb
der Trail lange Zeit gesperrt war. Aber die Warnleuchten geben keinen Anlass
zum Umkehren – so nass wie ich da schon bin, hätte mich auch nichts dazu bewegt
umzudrehen!
Weiter geht’s abwärts, bis wir irgendwann
unter die Wolkendecke kommen und es nur noch leicht nieselt. Ich bin völligst
durchnässt und friere, lediglich die Wanderschuhe halten stand! Wir kommen ins
Ebene, es ist gleich geschafft, als wir ein weiteres Warnschild passieren. Mich
kümmert es schon nicht mehr und so bin ich etwas später doch überrascht, als
ich die Bedeutung nachvollziehe – aufgrund des Regens ist ein Rinnsal auf 20m
Breite angeschwollen.
Wenn auch nur etwa knöcheltief reicht es aus, dass nach
der Querung nichts mehr trocken ist – was solls! Auf dem Heimweg zieht uns die
Busfahrerin noch etwas auf; in Taupo sei den ganzen Tag erstklassiges Wetter
gewesen. Sehr schön. Ich freu mich auf die warme Dusche und treffe auf die
neuen Zimmergefährten – allesamt Deutsche bis auf Maxim, einen Belgier.
Für mich steht am nächsten Tag Regeneration
auf dem Programm, wenngleich ich überraschend wenig Auswirkungen spüre. Meine
Zimmergenossen machen sich bereits morgens ebenfalls auf den Trail.
Wettervorhersage für den Tag ist unterirdisch, sie können einem Leid tun. Zumal
es in Taupo den ganzen Tag regnet! Als sie nachmittags mit Sonnenbrand zurück
kommen bin ich endgültig bedient. Auf den Fotos kann ich dann nachvollziehen,
was ich alles nicht gesehen habe – Schade!
Nachmittags gehe ich noch an den
See. Hier kann man für 20 NZD (etwa 13 Euro) an der Hole-in-One Challenge
teilnehmen. Etwa 105m im See ist eine kleine 9x10m große Plattform, auf der ein
Golfgrün mit 3 Löchern (normale Größe, 30cm und 50cm Durchmesser) platziert
ist, die im Wind umherdriftet. Je nachdem welches Loch man trifft kann man bis
zu 10.000 NZD oder Sachpreise, z.B. Fallschirmsprünge gewinnen. Für das
Startgeld hat man 30 Versuche bei teils höllischem Wind. Die Chancen sind
gering, aber das Spiel hat Suchtpotential. U
Und nein, ich habe kein Hole-in-One
erzielt, auch wenn ich es in beiden Tagen 3mal versucht habe. Immerhin konnte
ich etwa 40mal die Plattform treffen, was deutlich häufiger ist, als wohl die
meisten, die es versuchen. Wenngleich ich den Rekord von Tiger nicht gefährden
konnte. Vor einigen Jahren hat er 47mal am Stück die Plattform getroffen und
dafür jeweils einen weiteren Freischuss erhalten. Versenkt hat er allerdings
auch nicht und sich dann wohl eher den Autogrammen und seinen Fans gewidmet! (Da mich eh keiner beim Golfen sehen will, verzichte ich auf weitere Bilder ;))
IIn der Nacht des folgenden Tages geht es mit
dem Bus nach Wellington, dort direkt auf die Fähre weiter, um dann nochmal 2,5
Stunden nach Kaikoura zu fahren. Insbesondere die letzte Stunde auf der Fähre,
in der wir in die nördlichen Fjorde vor Picton eintauchen, gibt einen schönen
Vorgeschmack auf die Südinsel. Während ich gerade einige Fotos schieße taucht
Jusuu an der Reeling neben mir auf – war ja schon fast klar. Er ist
mittlerweile mit zwei finnischen Freunden unterwegs und hat bereits ein Wagen
am Hafen auf sich warten. Mein Glück, denn nachdem die Fähre erst mit
Verspätung einläuft, nehmen die drei mich die Strecke nach Kaikoura mit. (Bilder hierzu werde ich noch nachliefern - mangelndes Internet, aber vor allem viel zu viel um die Ohren sorgt dazu, dass ich Verzug gerate...;)
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