Es gibt es tatsächlich noch – die Sonne
scheint! Für heute wird erstklassiges Wetter vorhergesagt, also etwa 19 Grad,
wolkenlos und nur abends etwas Regen. Wir möchten uns die umgerechnet 175€ für
einen Helikopterflug auf den Franz-Josef-Gletscher nicht leisten. Einerseits
haben wir beide in Patagonien und der Antarktis schon eindrucksvollere
Gletscher gesehen, andererseits war in den letzten Tagen „No-Go“-Wetter für die
Helis, weshalb wir sowieso keinen Flug erhalten hätten.
Wir entscheiden uns
gemeinsam mit Andy – einem Briten, den wir im Hostel kennengelernt haben -
anstelle für einen anspruchsvollen 18km Hike, der im Wander-Guide als sehr
anspruchsvoll beschrieben wird. Was das bedeutet merken wir recht bald. Nachdem
sich die ersten Kilometer noch recht harmlos durch den dichten Farnwald
schlängeln, geht es plötzlich auf dem ausgetretenen Wanderweg nicht mehr
weiter. Ein umgestürzter Baum versperrt den Weg und den Fussspuren folgend
schlagen wir uns direkt ins Unterholz, steil bergauf. Später werden wir herausfinden,
dass wir nach etwa 10m einfach auf der anderen Seite des Baumes den
ursprünglichen Trail hätten wieder aufnehmen können. Aber da wir nur den Hang
im Blick haben und offensichtlich vor uns schon welche auf dem Pfad unterwegs
waren, sehen wir diese Abzweigung nicht.
Die nächsten 25 Minuten bedeuten
Schwerstarbeit: Mit allen Vieren ziehen wir uns aufwärts. Der Regen der Vortage
sorgt für tiefen Schlamm, Wurzeln und die wenigen Steine, die uns als Halt
dienen, sind verdammt glitschig. Während wir uns vorarbeiten stelle ich mir
tatsächlich die Frage, wie wir hier wieder runterkommen sollen. Irgendwann
kreuzen wir dann den ursprünglichen Weg wieder und wir können uns wieder normal
fortbewegen. Bush-Trail! Heisst, kaum Aussicht, dafür grüne Hölle um uns herum.
Man erwartet jederzeit zumindest kleinere Saurier, die sich am saftigen Grün
laben – nur weil wir keine sehen, heisst das aber nicht, dass sie nicht uns
sehen ;)
An einzelnen Aussichtspunkten erhaschen wir
einen Blick auf den Franz-Josef-Gletscher, der sich – wie soviele andere
Gletscher auch – in den letzten Jahren immer weiter zurück gezogen hat.
Farn-Dschungel und ewiges Eis; irgendwie eine komische Kombination. Leider
trüben die ersten aufziehenden Wolken das Bild und die Hoffnung, weiter oben
einen noch besseren Blick geboten zu bekommen. Aber wir setzen unseren Weg
zunächst fort. Immer wieder geht es durch sumpfige Stellen, wo die Schuhe tief
einsinken.
Die idyllische Ruhe wird lediglich alle paar Minuten von
Hubschraubern gestört, die zunächst noch über unsere Köpfe, mit zunehmender
Höhe die wir erklimmen, dann aber unterhalb von uns vorbeirauschen. Touristen
werden im Minutentakt gen Gletscher geflogen und es gibt Abschnitte unserer
Wanderung, wo ich diesen Weg durchaus nachvollziehbar finde. Am Christmas
Lookout dann die Ernüchterung, die Ausläufe des Gletschers lassen sich durch
die tiefhängenden Wolken nur erahnen. Zeit für Mittagspause. Bei Chips und
Sandwiches warten wir die nächsten 40 Minuten ab, ob sich an der Wetterlage
etwas zu unseren Gunsten ändert. Und obwohl die Wolken langsam höher steigen
und den Blick zunehmend freigeben, entscheiden wir uns gegen den weiteren
Aufstieg, da wir nicht davon ausgehen, dass diese Verbesserung ausreicht, um
300m höher überhaupt was zu sehen. Uns entgegenkommende Wanderer bestätigen
unsere Befürchtung, also machen wir uns wieder an den Abstieg.
Obwohl bergab in der Regel ja mehr Spaß
bringt als bergauf zu laufen, ist bei jedem Schritt höllische Konzentration
gefragt. Mehr als einmal kommt einer von uns ins Rutschen, Stürze können aber
vermieden werden. Die Wolken verziehen sich langsam und es wird klarer – wir
bilden uns ein, dass es nur daran liegt, dass wir zunehmend tiefer kommen (war
wohl auch so!) An unserem Ausgangspunkt entscheiden wir uns, einem
nahegelegenen See einen Besuch abzustatten. Vom Wald vor Wind geschützt
spiegelt sich die Umgebung und der Himmel. Pilze in direkter Umgebung in einem
giftigen Blau – Magic Mushroom? Wir lassen sie unprobiert.
Nach Entspannung der
müden Glieder im Whirlpool fahren Wayne und ich noch ins nahegelegene Okarito.
Eindrucksvoller dunkler Sandstrand, durchzogen mit großen Kieselsteinen. Die
Sonne geht hinter einem Hügel unter und lässt die auslaufenden Wellen im
Abendlicht schillern. Das Dorf Franz Josef, welches man sich am besten als
kleinen Skiort in den Alpen vorstellt, bietet auch entsprechendes
Entertainmentangebot. Wir finden uns in der Blue Ice Bar ein; erstklassige
Spare Ribs (Sticky Fingers), einige Gläser Original Ale und Billard runden den
Tag ab! Die Musik hier ist typisch neuseeländisch – also erstklassig! The
Offspring, Matchbox 20, Blink182, Incubus und immer wieder Genesis… Was will
man mehr.
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