Freitag, 10. Januar 2014

Franz Josef - Gletscher im Regenwald

Es gibt es tatsächlich noch – die Sonne scheint! Für heute wird erstklassiges Wetter vorhergesagt, also etwa 19 Grad, wolkenlos und nur abends etwas Regen. Wir möchten uns die umgerechnet 175€ für einen Helikopterflug auf den Franz-Josef-Gletscher nicht leisten. Einerseits haben wir beide in Patagonien und der Antarktis schon eindrucksvollere Gletscher gesehen, andererseits war in den letzten Tagen „No-Go“-Wetter für die Helis, weshalb wir sowieso keinen Flug erhalten hätten.


Wir entscheiden uns gemeinsam mit Andy – einem Briten, den wir im Hostel kennengelernt haben - anstelle für einen anspruchsvollen 18km Hike, der im Wander-Guide als sehr anspruchsvoll beschrieben wird. Was das bedeutet merken wir recht bald. Nachdem sich die ersten Kilometer noch recht harmlos durch den dichten Farnwald schlängeln, geht es plötzlich auf dem ausgetretenen Wanderweg nicht mehr weiter. Ein umgestürzter Baum versperrt den Weg und den Fussspuren folgend schlagen wir uns direkt ins Unterholz, steil bergauf. Später werden wir herausfinden, dass wir nach etwa 10m einfach auf der anderen Seite des Baumes den ursprünglichen Trail hätten wieder aufnehmen können. Aber da wir nur den Hang im Blick haben und offensichtlich vor uns schon welche auf dem Pfad unterwegs waren, sehen wir diese Abzweigung nicht.

 
 
 

Die nächsten 25 Minuten bedeuten Schwerstarbeit: Mit allen Vieren ziehen wir uns aufwärts. Der Regen der Vortage sorgt für tiefen Schlamm, Wurzeln und die wenigen Steine, die uns als Halt dienen, sind verdammt glitschig. Während wir uns vorarbeiten stelle ich mir tatsächlich die Frage, wie wir hier wieder runterkommen sollen. Irgendwann kreuzen wir dann den ursprünglichen Weg wieder und wir können uns wieder normal fortbewegen. Bush-Trail! Heisst, kaum Aussicht, dafür grüne Hölle um uns herum. Man erwartet jederzeit zumindest kleinere Saurier, die sich am saftigen Grün laben – nur weil wir keine sehen, heisst das aber nicht, dass sie nicht uns sehen ;)
An einzelnen Aussichtspunkten erhaschen wir einen Blick auf den Franz-Josef-Gletscher, der sich – wie soviele andere Gletscher auch – in den letzten Jahren immer weiter zurück gezogen hat. Farn-Dschungel und ewiges Eis; irgendwie eine komische Kombination. Leider trüben die ersten aufziehenden Wolken das Bild und die Hoffnung, weiter oben einen noch besseren Blick geboten zu bekommen. Aber wir setzen unseren Weg zunächst fort. Immer wieder geht es durch sumpfige Stellen, wo die Schuhe tief einsinken.


Die idyllische Ruhe wird lediglich alle paar Minuten von Hubschraubern gestört, die zunächst noch über unsere Köpfe, mit zunehmender Höhe die wir erklimmen, dann aber unterhalb von uns vorbeirauschen. Touristen werden im Minutentakt gen Gletscher geflogen und es gibt Abschnitte unserer Wanderung, wo ich diesen Weg durchaus nachvollziehbar finde. Am Christmas Lookout dann die Ernüchterung, die Ausläufe des Gletschers lassen sich durch die tiefhängenden Wolken nur erahnen. Zeit für Mittagspause. Bei Chips und Sandwiches warten wir die nächsten 40 Minuten ab, ob sich an der Wetterlage etwas zu unseren Gunsten ändert. Und obwohl die Wolken langsam höher steigen und den Blick zunehmend freigeben, entscheiden wir uns gegen den weiteren Aufstieg, da wir nicht davon ausgehen, dass diese Verbesserung ausreicht, um 300m höher überhaupt was zu sehen. Uns entgegenkommende Wanderer bestätigen unsere Befürchtung, also machen wir uns wieder an den Abstieg.

 
Obwohl bergab in der Regel ja mehr Spaß bringt als bergauf zu laufen, ist bei jedem Schritt höllische Konzentration gefragt. Mehr als einmal kommt einer von uns ins Rutschen, Stürze können aber vermieden werden. Die Wolken verziehen sich langsam und es wird klarer – wir bilden uns ein, dass es nur daran liegt, dass wir zunehmend tiefer kommen (war wohl auch so!) An unserem Ausgangspunkt entscheiden wir uns, einem nahegelegenen See einen Besuch abzustatten. Vom Wald vor Wind geschützt spiegelt sich die Umgebung und der Himmel. Pilze in direkter Umgebung in einem giftigen Blau – Magic Mushroom? Wir lassen sie unprobiert.


Nach Entspannung der müden Glieder im Whirlpool fahren Wayne und ich noch ins nahegelegene Okarito. Eindrucksvoller dunkler Sandstrand, durchzogen mit großen Kieselsteinen. Die Sonne geht hinter einem Hügel unter und lässt die auslaufenden Wellen im Abendlicht schillern. Das Dorf Franz Josef, welches man sich am besten als kleinen Skiort in den Alpen vorstellt, bietet auch entsprechendes Entertainmentangebot. Wir finden uns in der Blue Ice Bar ein; erstklassige Spare Ribs (Sticky Fingers), einige Gläser Original Ale und Billard runden den Tag ab! Die Musik hier ist typisch neuseeländisch – also erstklassig! The Offspring, Matchbox 20, Blink182, Incubus und immer wieder Genesis… Was will man mehr.
 
 




 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen