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See bei Queenstown |
An der Stelle wo wir tags zuvor die beiden
Backpacker rausgelassen haben, steht morgens Jenny – Frohnatur aus dem tiefsten
Bayern… Wir nehmen sie mit nach Queenstown, wo sie den Rest ihrer Sachen
aufsammelt, um wieder zurück nach Te Anao zu fahren. Wird ne witzige Tour,
unterbrochen von mehreren Stops, da das Wetter einfach nur traumhaft ist und zu
Aufnahmen der Landschaft einlädt – auch wenn nach jetzt 4 Wochen viele Bilder
sich doch einfach nur ähneln.
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In 2D sieht es gar nicht mal so schlimm aus... |
Jenny wird in der Innenstadt abgesetzt, wir
genehmigen uns einen Burger und entscheiden uns, den Weg zur nahegelegenen
Kawarau Bridge zu machen. Von der 43m hohen Brücke wurde das erste Mal
kommerziell Bungee-gesprungen und noch heute stürzen sich täglich die Massen
gehalten von einem Gummiseil in den Abgrund – für den Erfinder AJ Hackett eine
wahre Gelddruckmaschine. Mit großer Klappe schauen wir uns die ersten
Freiwilligen an, die sich kopfüber in die malerische Schlucht stürzen. Die Töne
werden zunehmend kleinlauter, als wir das Ticket gekauft haben und die Reihe
zur Plattform immer geringer wird. Auf der anderen Plattform sehe ich Wayne vor
mir, wie er beim Absprung zunächst zögert – ist ja auch völlig rational, zumal
ACDC im Hintergrund gerade von Highway to Hell singt – dann doch den Sprung
wagt.
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Flatterbewegungen helfen auch kein bisschen - Video bei Facebook |
Mir wird zwischenzeitlich die Ausrüstung
angelegt. Will ich eintauchen werde ich gefragt? Klar will ich eintauchen –
doch noch eine Spur von Übermut. Der ist dann aber schnell weg. So ne scheiße!
Ich mein, zurück gibt’s eh nicht. Alles wird auf Video festgehalten! Also die
letzten Hopser zum Rand der Plattform, ACDC und ich sind TNT und Dynamite. Der
Versuch möglichst cool in die Kamera zu lächeln ist zum Scheitern verurteilt.
Und auch wenn sich mein Sprung perfekt anfühlt, gestreckt Kopf voran dem Wasser
entgegen, beweist das Video (bei Facebook) das Gegenteil…
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Mt. Cook im Hintergrund - faszinierende Wolkenformationen |
Nachdem wir uns das Bildmaterial zu einem
horrenden Preis gesichert haben – so nen Mist mach ich ja eh nie wieder – geht
es weiter zum Lake Tekapo, unserer letzten Zwischenstation auf dem Weg zurück
nach Christchurch. Früh am nächsten Morgen brechen wir zum Mt. Cook National
Park auf. Hier im Mt. Cook Village auf etwa 760m Höhe starten sämtliche
Expeditionen, die den Spuren Edmund Hillary’s zum Gipfel des höchsten Berges
Ozeaniens folgen. Die Touren sind für uns definitiv zu lang. Wir entscheiden
uns für die Wanderung auf die Mueller Hut, die bei ca. 1.900m eine
hervorragende Aussicht auf die umliegenden Alpengipfel bieten soll.
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Eventuell kann man die erklommene Höhe erahnen |
Zunächst zieht sich der Weg leicht aufwärts
dem Tal entlang durch niedriges Gestrüpp, um dann steil anzusteigen. Über
unzählige Treppen geht es dem Gipfel entgegen. Wir unterbrechen für Fotos und
um etwas zu Atem zu kommen. Über dem Mt. Cook schwebt eine Wolke wie ein
Heiligenschein. Im Tagesverlauf wird sie zwar stets ihre Form ändern, aber doch
ein ständiger Begleiter bleiben. Auf etwa halber Höhe hören die verfluchten
Treppen auf.
Besser wird es dennoch nicht. Über loses Geröll geht es weiterhin
steil bergauf. Mehrfach rutscht man weg, was auf dem Abstieg später noch
richtig gefährlich wird. Irgendwann kommen wir an die Schneegrenze, zumindest
einzelne Schneefelder kreuzen unseren Weg. In der Entfernung hört man immer
wieder Lawinen abgehen, sehen können wir sie allerdings noch nicht. Was sich später allerdings noch ändern wird. Irgendwann wird es wieder flach, die Aussicht
entschädigt für vieles. Die letzten 400m führen uns über ein ausgedehntes
Schneefeld zur Mueller Hut, bisweilen sinke ich knietief ein. In
hochgekrempelter Hose eine sehr kühle Erfahrung. An der Hütte angekommen werden
die wenigen Essensvorräte geplündert und die Wasserflaschen aufgefüllt. Vor
allem aber der 360Grad Panoramablick genossen. Im T-Shirt und kurzen Hosen im
Schnee – herrlich!
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Blick von der Mueller Hut - die dunklen Punkte im Schneefeld
sind die nächste Gruppe, die sich durch den Schnee schleppt |
Einzelne kalte Böen kündigen von den Sturmwarnungen für den
Abend und wir entschließen uns zum Abstieg. Das steile Geröllfeld wird
schmerzhaft, jeder Schritt will überlegt sein. Und Wind scheint immer dann
einzusetzen, wenn man eh gerade droht das Gleichgewicht zu verlieren. Wayne hat
ordentlich zu kämpfen, er ist morgens schon mit Knöchelschmerzen und Bandage
gestartet – Respekt, dass er das durchgezogen hat!
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Southern Alps im Spiegel |
Unten angekommen möchte ich mir im Schatten
der Büsche ein Nickerchen gönnen, genieß aber doch eher die Aussicht auf die
Berglandschaft, bis wir wieder komplett sind. Ich war etwas fahrlässig, hab mir
zwar Gesicht und Arme eingecremt, aber nicht damit gerechnet, dass ich mit
hochgekrempelter Hose wandern werde – entsprechend verbrannt sind meine Beine.
Wird bald braun=) Die 100km Rückfahrt nach Tekapo übernehme ich. Völlig
verrückt, die fahren nicht nur auf der falschen Seite ohne Kupplung, auch
sämtliche Funktionen sind falsch angebracht. Ich kündige meine Überholmanöver
regelmäßig mit dem Betätigen der Scheibenwischer an, während im Rückspiegel die
Gipfel kleiner werden.
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