Nach dem
geruhsamen Schlaf am Flughafen treffe ich im Hostel auf Becci, eine Freundin,
die ich schon aus Deutschland kenne. Sie ist bereits ein paar Tage vor mir
angereist, um nach ihrem Studium ein Jahr Work & Travel zu machen. Damit
ist sie in verdammt guter Gesellschaft, denn wie ich sehr bald feststelle, bin
ich mit meinem 5-Wochen-Trip allein auf weiter Flur. Ich hab mich immer
gewundert, dass man unterwegs recht wenig Deutsche trifft – hier trifft man nur
Deutsche! Abi gerade beendet und jetzt ein Jahr Work & Travel. Auch wenn
ich den Kids höchsten Respekt zolle – ich hatte mit 18 seinerzeit nicht die
Eier, um sowas durchzuziehen – muss man trotzdem feststellen, dass es eine
andere Art des Reisens ist. Morgens früh aufstehen, 3-4 Stunden durch Auckland
wandern, um einen Job zu finden und Mittags im Hostel abhängen, weil man nix
gefunden hat und alles andere zu teuer wäre. Wobei so wirklich viel kann man in
Auckland auch nicht machen. Tags darauf geht’s mit James, einem 28jährigen
Schotten, auf den nahe gelegenen Mt. Eden. Knapp 200m über Normalnull (warum
eigentlich „Mount“) hat man einen schönen Überblick über die Stadt. Abends wird
gekocht und Gitarre gespielt – James spielte bereits in mehreren Bands und gab
uns einige seiner selbstkomponierten Songs zum besten.
Tags darauf möchte ich aus Auckland gen Norden weiterreisen. Nach dem Aufstehen renne ich quasi in Jens, der seinen letzten Tag in Neuseeland verbringt, um dann weiter über Fidschi nach Kuba zu reisen. Ein echter Glücksfall – er ist der erste Backpacker / Weltreisende, den ich hier drüben treffe und man merkt direkt den Unterschied zu den vorherigen Unterhaltungen… Er hat halt auch schon was erlebt. Er meinte auch, dass er sich in Neuseeland zum ersten Mal auf seiner Reise einsam gefühlt hat und er dies darauf zurück führt, dass er kaum jemand gefunden hat, mit dem er Teile der Reise zusammen unternehmen konnte – man hat halt ein anderes Tempo als wenn man ein gesamtes Jahr in dem kleinen Land verbringt.
Wie dem auch sei,
für mich geht es weiter nach Paihia, einem kleinen Küstenort in der Bay of
Island nördlich von Auckland. Der Abend wird bei ein paar Bier und einer
Flasche Wein etwas länger am Strand ausklingen gelassen. Der Ort ist ein
Rückzugsgebiet für gestresste Großstädter, was man auch deutlich an den Preisen
erkennt. Tagesausflüge aber auch Essen gehen schon echt an die Schmerzgrenze!
Am folgenden Tag wandere ich die Küste entlang zum Waitangi Treaty Center. Dem Ort, wo Anfang Februar 1840 der Vertrag zwischen der englischen Krone und den Maori Stämmen geschlossen wurde, der den Anfang von Neuseeland als britische Kolonie besiegelte. Der Vertrag wurde seinerzeit zweisprachig – englisch und maori – niedergeschrieben und unterschrieben und war der Startschuss für die danach folgenden Auseinandersetzungen zwischen der Krone und den Maori Stämmen. Man hätte vielleicht seinerzeit bei der Übersetzung auf den selben Inhalt achten sollen, dann hätten die Maori womöglich aber nicht unterzeichnet. In der Folge kam es zu langwierigen blutigen Auseinandersetzungen, da sich die Stämme doch nicht der britischen Krone unterwerfen wollten und ihre eigene Macht aufgeben wollten.
Trotzdem geht von
diesem Ort – einer Parklandschaft britischen Vorbilds – etwas mystisches aus.
Den Abschluss der Führung bildet eine traditionelle Begrüßungszeremonie in
einem Versammlungshaus der Maori. Zugegeben, sehr touristisch angehaucht, aber
trotzdem lustig. Drei „Krieger“ machen den Anfang, indem sie die Ankömmlinge
mit einem Haka-Tanz einzuschüchtern versuchen. Das gelingt partiell auch ganz
gut, wenn die Jungs mit ihren Waffen andeuten, wie sie gegen die Köpfe ihrer
Gäste schlagen – zumindest ein Kleinkind in unserer Gruppe fängt bitterst an zu
weinen. Das gibt der ganzen Szene etwas urkomisches, da sich die Maori
natürlich davon nicht beeindrucken lassen. Im Versammlungshaus selbst werden
verschiedene Waffen und Kampftechniken, aber auch traditionelle Lieder
dargeboten. Insbesondere bei den Kampfpraktiken hat man das Gefühl, dass die
Jungs so richtig eintauchen – irrer Blick, rausgestreckte Zunge… Also bei Nacht
will man denen nicht begegnen.
Auf dem Heimweg
geh ich noch kurz einkaufen. Bereits nach ein paar Tagen habe ich kapituliert –
ich werde auf dieser Reise nicht drum rum kommen für mich selbst zu kochen.
Abends wird zumindest eine grobe Reiseroute für die verbleibenden Wochen
festgelegt. Montag geht es über Auckland auf die Coromandel Halbinsel,
anschließend ins Landesinnere Lake Taupo und Tongario Nationalpark um dann über
die Feiertage nach Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, zu gelangen. Dort
möchte ich dann zwischen den Jahren mit der Fähre auf die Südinsel übersetzen,
um mich dann an Silvester mit Wayne, meinem malysischen Kumpel, für die
letzten
zwei Wochen zu treffen.
Auch die nächsten beiden Tage in Paihia lasse ich es eher ruhig angehen: In der Nähe soll ein kleinerer Wasserfall sein – Becci und ich machen uns zu Fuss auf den Weg dort hin. Zunächst geht es durch den Wald entlang eines Golfplatzes – ich konnte der Versuchung widerstehen – später über einen Steg durch Mangroven und Sumpflandschaft. Hier handelt es sich um ein Rückzugsgebiet für Kiwis, den flugunfähigen Nationalvogel Neuseelands. Wir haben keinen gesehen, was sicher auch daran liegt, dass er nachtaktiv ist – und wir nicht wirklich leise waren. Am Wasserfall selbst haben wir auf die Möglichkeit verzichtet, eine 4m Klippe herunterzuspringen. Durch die aufsteigende Flut wird allerlei Treibzeug und Dreck bis unter die Fälle gedrückt. Nach dem Rückweg wird der Abend bei einem Wein doch recht schnell ausklingen gelassen.
Wenn man schon mit
den Outdoor Aktivitäten angefangen hat, kann man auch gleich dabei bleiben. Nachdem
ich recht früh von einzelnen Textnachrichten geweckt wurde und über den
glorreichen Sieg der Eintracht informiert wurde – geht doch!! – geht es am
Spätvormittag mit Michael, einem 30jährigen Deutschen, auf eine 2-stündige
Kajak-Tour durch die Bay of Islands. Ich konnte der Versuchung, meine Kamera
mitzunehmen, Gott sei Dank widerstehen… Keine 2 Minuten nachdem ich auf dem
Wasser war, konnte ich mich auch schon abkühlen. Immerhin hab ich meine
Sonnenbrille nicht versenkt, als ich in der Folge versucht habe, wieder zurück
ins Boot zu gelangen… Nur um dieses Mal auf der anderen Seite wieder
einzutauchen – muss sicher witzig ausgesehen haben. Danach geht es aber
unfallfrei weiter. Wir umrunden zwei kleinere Inseln vor der Küste und stoppen
jeweils für kleinere Abstecher entlang von Stränden. Diese sind allerdings
begrenzt, da eine recht seltene Vogelart die Inseln als Brutstätte erkoren
haben. Den Nachmittag werde ich noch entspannt ausklingen lassen, vielleicht geht’s
nachher auch nochmal an den Strand, bevor ich morgen früh um 8 Uhr nach
Coromandel aufbreche.
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