Montag, 23. Dezember 2013

Coromandel Peninsula


Mondaufgang an der Mercury Bay
Nach einer Nacht in Auckland geht es bereits morgens um 8 Uhr nach Whitianga (sprich: Fitianga) an der Ostküste der Coromandel Halbinsel. Insbesondere auf der letzten Stunde der Fahrt geht es durch idyllische Berglandschaften, bis wir schließlich am Ziel ankommen. Ein Freund hatte mir die „On the Beach Backpackers Lodge“ empfohlen, ein Hostel etwas außerhalb mit hervorragendem Blick über die Bucht. In der Nacht wirkt die Bucht friedlich im Schein des Vollmondes, der sich auf den sanften Wellen widerspiegelt. Mit einigen anderen zieht es mich raus, um bei einem Glas Wein die Atmosphäre zu genießen, gesprochen wird nur im Flüsterton.



Stingray Bay - auf dem Weg zur Cathedrale Cove
Am nächsten Morgen mache ich mich mit Elmar, einem 49jährigen aus Köln, der sich gerade ein Jahr Auszeit gegönnt hat, per Fahrrad auf dem Weg, um die Hot Spots der Insel zu erkunden. Als ich mich zu dieser kleinen Radtour habe breit schlagen lassen, hatte ich kurzzeitig die schönen Berglandschaften vom Vortag vergessen – auf dem Drahtesel fällt das Genießen ungleich schwerer. Aber zunächst war ich noch frisch und nachdem wir mit der Fähre auf die andere Seite des Hafens gelangten, geht’s noch recht locker über den ersten Hügel in das Dorf Cooks Bay, wo wir uns unser Frühstück schmecken lassen.
 


Blick aus der Cathedrale Cove
Von Elmar erfahre ich, dass er für seine Auszeit sein Auto verkauft hat – man braucht das ja nicht, wenn man u.a. 2 Monate durch die Alpen wandert. Dass er daher oft auf sein Rad zurückgreift, merke ich an den nächsten Anstiegen – ich lass aus Fairness-Gründen regelmäßig den Windschatten abreißen und falle mehrere 100 Meter zurück. Endlich die Abzweigung nach Hahei und eine viel zu kurze Abfahrt ins Stadtzentrum. Nach einer kurzen Kaffeepause machen wir uns zum Aufstieg zu unserem ersten Zwischenziel, der Cathedral Cove. Obwohl die Strecke nur etwa 1km lang ist, hat sie es in sich! Bereits am ersten Anstieg springt meine Kette runter und verharkt sich zwischen Speichen und Zahnrad. Später wird es uns gelingen, mit vereinten Kräften, die Kette doch noch zu lösen. Aber zunächst mache ich mich erstmal zu Fuß auf den Weg nach oben – zugegeben: Auf dem Rad wäre ich wohl eh nicht mehr lange geblieben.


Cathedrale Cove - über das Wetter kann man sich nicht beschweren
Hinter dem offiziellen Parkplatz müssen wir wie jeder andere auch eh weiterwandern. Kleine, verschlungene Wanderwege führen uns der Küste entlang zur Cathedral Cove. Eine Höhle, die in tausenden von Jahren von den Gezeiten geformt wurde und heute als klassisches Postkarten-Motiv herhält. Uns zieht es recht bald weiter, nochmal 10km bis zum Hot Water Beach. Einem Strand, der jeweils zur Ebbe von 100en von Touristen heimgesucht wird. Aufgrund von heißen Quellen kann man sich hier seine eigene heiße Badewanne buddeln, immer mal wieder abgekühlt von den kalten Wellen des Pazifik. Wir verzichten aufs Graben, ich sinke jedoch einmal kurz in den Sand ein und mein Fuß wird von kochendem Wasser malträtiert, ehe ich ihn im kalten Wasser kühlen kann.


 

Hot Water Beach - ordentlich Andrang
Der Rückweg wird für mich zur Tortur: Als absolut ungeübter Radfahrer schmerzt mir mittlerweile mein Allerwertester gewaltig, während sich Elmar immer noch über das „lockere Programm“ freut! Abends im Hostel treffe ich auf zwei Mädels im Hostel, die sich auf Mehrmonatiger Weltreise befinden – wir stellen zufällig fest, dass wir gemeinsame Bekannte haben… kleine Welt. Während ich mal wieder verzweifelt versuche, Internet-Zugang zu erhalten, lerne ich Roger aus der Schweiz kennen.
  
Café an der Hauptstraße Coromandels
Er will am nächsten Tag nach Coromandel, der Kleinstadt, dem die Insel ihren Namen zu verdanken hat. So komme ich zu meiner Fahrt über die „Scenic Road 309“ – einer Schotter-Piste quer durch die Insel bzw. die Walachei! In Coromandel selbst fühlt man sich in WildWest-Zeiten zurück versetzt.
In gemütlichen Sesseln bei Kaffee und Kuchen unterm hölzernen Vordach des „Saloons“ wartet man nur noch darauf, dass berittene Ganoven ein kleines Feuerwerk veranstalten. Aber es passiert nichts.



Nachdem ich mich von Elmar verabschiedet habe, verschlägt es mich auf einen Wanderweg durch das Hinterland Coromandels. Zwei Stunden und eine Bach-Durchwartung später gelange ich zur Driving Creek Railway an Pottery – Neuseelands älteste Töpferei. Eine kleine Eisenbahn, früher gedacht, um Ton aus den Hügeln zu karren, ist heute ein Touri-Magnet.
 
Driving Creek Railway
Über ein kleines Gleisbett ächzt die Bahn über Serpentinen aufwärts zum Eyefull Tower (Sprich: Eiffel) mit einem herrlichen Blick über den Hafen Coromandels und den vorgelagerten Buchten. Ein Großteil des Erlöses geht in Waldaufzucht-Programme, denn die westlichen Einwanderer haben auf Coromandel ganze Arbeit geleistet. Nur wenige Jahrzehnte nach dem Eintreffen wurde der Kauri-Bestand auf unter 1% der ursprünglichen Ausdehnung niedergeholzt. Aufforstungsprogramme werden noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
 
Blick von Eyefull Tower über die Coromandel Bay
Wieder im Dorf angekommen lauf ich zum Ortsausgang Richtung Whitianga – die 45km möchte ich nicht zu Fuß zurücklegen, also wird das Charming-Lächeln aufgesetzt und der Daumen in die Luft gereckt. Hitch Hiking soll in Neuseeland hervorragend funktionieren. Das jedenfalls haben mir einige Mädels am Vortag erzählt. Auch wenn Mädels wohl einen natürlichen Vorteil beim Trampen besitzen, erbarmt sich nach etwa 25 Minuten ein älteres Hippie-Pärchen jenseits der 70 und ich darf auf die Pritsche ihres VW-Buses springen! (Ok, bei neuerlichem Lesen des Eintrags muss ich feststellen, dass man das auch missverstehen kann: Also ich wurde nur mitgenommen!! ;) Er ist Australier und kommt ursprünglich aus dem weltbekannten Ort „1770“. Tatsächlich ist hier Cook im Jahr 1770 an Land gegangen und anlässlich der 200-Jahrs-Feier wurde der Name von Round Hill in eben 1770 geändert und ist damit bis heute der einzige Ort weltweit, der keinen einzigen Buchstaben im Namen trägt (lest es gerne nach, ich wollte es auch nicht glauben!).
 
Auenland? Kommt erst noch!
Ich werde bis vor die Haustür kutschiert und treffe abends auf Carmen und Nina, zwei Physiotherapeutinnen (nicht Masörinnen ;)) aus Kölln, die mir schon in Pahia übern Weg gelaufen sind und mir hoffentlich auch in naher Zukunft wieder übern Weg laufen. Denn am nächsten Tag trete ich meine 9stündige Odyssee nach Rotorua an, an deren Ende mir plötzlich in den Sinn schießt: Sche…e! Mein Geldbeutel liegt noch im Schließfach in Whitianga. Aktueller Bargeld-Bestand: 78 Neuseeland Dollar. Die Mädels haben sich freundlicherweise bereit erklärt, ihn mitzunehmen und sich mit mir nochmal irgendwo zu treffen. Solange sind meine Kreditkarten in ihrem Besitz..Kurz vor Weihnachten... Wenn das mal gut geht ;)

 
 

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