Erst am späten Vormittag stehen wir auf und lernen unsere
neuen Mitreisenden kennen. Marc ist ein früherer Mitstudent und WG-Kumpel von
Ken. Zusammen haben sie in Denver, Colorado studiert. Jetzt befindet er sich
auf einer 3 Wochentour durch Malaysia und borneo. Julia, die russische Freundin
von Ken, war seit knapp 1,5 Jahren nicht mehr in ihrer Heimat in Moskau. Hier
in Malaysia arbeitet sie als technischer Support für ein Unternehmen, was in
den kommenden Tagen noch witzig wird, da sie eigentlich kein Urlaub hat und ab
und an Anrufe erhält, wo sie technischen Support leisten darf, während wir
gerade irgendwo wandern oder mal wieder was am Essen sind. Überhaupt ist
„Essen“ das eigentliche Stichwort auf Penang bzw. in der Hauptstadt George
Town.
Als kolonialer Hafen für das Britische Empire hat die Stadt schon früh
Geschäftsleute aus aller Herren Länder angezogen. Dies schlägt sich neben der
Kultur – buddhistische, chinesische, muslimische und christliche Gotteshäuser
säumen die Straßen – vor allem auch in kulinarischen Ausschweifungen nieder.
Und mit Ken als Guide werden wir in den beiden Tagen so einiges probieren.
Irgendwas vom ersten Tag bekommt mir nicht wirklich und ich lasse das
Abendessen ausfallen, um eine etwas härtere Nacht im Hotelzimmer zu verbringen
– gehört zum Reisen dazu, in der Situation aber echt scheiße!
Macht aber nix, am nächsten Morgen gibt’s zum Frühstück
direkt wieder einen Mais-Erdnuss-Irgendwas vom Straßenhändler um die Ecke ;)
Danach wird noch das nahegelegenebritische Fort besichtigt und die Wäsche
abgeholt, bevor wir nach Taiping fahren, wo wir beim Onkel von Ken unterkommen.
Der Onkel – selbst schon in der halben Welt unterwegs gewesen – erinnert mich
stark an Mister Miagi aus den Karatekid Filmen. Nicht so sehr vom Äußeren, aber
vor allem durch die ruhige und bestimmte Art. Als wir auspacken und die Wäsche
aufteilen, stellen wir fest, dass die Wäscherei die Sachen von Ken und Julia
nicht mit zurückgegeben haben. Doof sowas nach 2 Stunden Fahrt festzustellen,
könnte aber schlimmer sein – meine Wäsche ist ja da ;)
Abends, nach Einbruch der Dunkelheit, machen wir in einem
Longtail Boot einen kurzen Trip auf den Fluss, um die örtliche Attraktion in
Taiping zu bewundern – auf den Bäumen am Fluss veranstalten Glühwürmchen ein
wahres Lichterspektakel und beleuchten einzelne Bäume wir Weihnachtsbäume.
Fotos sind hiervon leider nicht möglich – man muss es also erlebt haben. Nach
dem etwa 1-stündigen Bootstrip geht’s zum Abendessen in die Stadt. Onkel S-T
führt uns zu einem großen Platz mit Sitzgelegenheiten, der von unzähligen
Garküchen umgeben ist. Wiedermal bestellen wir ambitionierte Portionen, aber
schmeckt einfach zu gut.
Auf die Frage, für was Taipin berühmt ist, bekomme ich
die Antwort „Regen“ – dafür muss ich aber nicht unbedingt um die halbe Welt
fliegen. Er erzählt uns die witzige Anekdote, wie sich täglich ein paar Hundert
Meter von unserem „Fine Dining Restaurant“ entfernt eine Gruppe Senioren
einfinden, die darauf wetten, um welche Uhrzeit der erste Regentropfen von der
Dachrinne tropft. Mittlerweile geht es dabei wohl schon um ordentliche Summen,
so dass einige ihre eigenen Wetterbeobachter in den umliegenden Bergen postiert
haben – ich will auch mal Rentner sein;)
Nach einem recht traditionellen Frühstück und einem kurzen
Spaziergang durch Taipin Park – hier faszinieren insbesondere die Bäume, die
teilweise quer über die Straßen wachsen – geht es in Richtung Cameron
Highlands. Zum Lunch stoppen wir in Ipoh in einem Restaurant, was für sein
Hühnchen berühmt ist. Hier sei gesagt, überall wo wir in den letzten beiden
Tagen zum Essen aufkreuzten waren wir wohl die einzigen westlichen Gäste. So
auch diesmal, um uns herum sitzen nur Chinesen – aber das Essen ist verdammt
gut. Ebenfalls in Ipoh gibt es einen alten Buddhisten-Tempel, der in den
weichen Fels geschlagen wurde. Der Zwischenstopp hier fällt lediglich kurz aus,
um abends rechtzeitig in den Highlands anzukommen.
Bereits als wir versuchen
ein Hotel zu reservieren stoßen wir auf Schwierigkeiten, nur mit Mühe bekommen
wir ein Zimmer für 6 Personen. Und bereits Kilometer vor unserem Ziel stehen
wir im Stau. Die Blechlawine quält sich über die Hügel, die Temperaturen hier
oben sind trotzdem vergleichsweise angenehm. An den Hängen sind ganze Obst- und
Gemüseplantagen, insbesondere nach Erdbeeren scheinen sie verrückt zu sein. Die
meisten werden exportiert, lediglich hier in den Cameron Highlands kann man
welche erwerben – und ich bin sicher, dass es heute abend welche zum Nachtisch
gibt.
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