Montag, 14. Januar 2013

Sepilok und Sandakan - Orang-Utans und Regenwald



Pünktlich um 7:30 Uhr fährt unser Bus Richtung Sandakan ab. Unser Ziel – die Orang-Utan Aufzuchtstation - sollen wir ca. 4 Stunden später erreichen. Doof nur, dass der Bus etwas rumzickt… Noch doofer, dass wir morgens auf ein Frühstück verzichtet haben. Geradeso schaffen wir es noch zur nachmittaglichen Fütterung um 15 Uhr den Park zu erreichen. Den Snack, den wir mitnehmen möchten, müssen wir noch schnell herunterschlingen, da man natürlich nix mitnehmen darf, was die Aufmerksamkeit der Affen erwecken würde. 


So hungrig wie ich war, hätte ich diesen aber eh gegen jede Horde verteidigt – der Guide wollte es trotzdem nicht zulassen. Noch während wir uns unterhalten, raschelt es im Bambus und im nächsten Moment hangelt sich ein Jungtier herunter und  wartet direkt neben dem Eingangstor – dichter werden wir nicht mehr herankommen.













Auf einem kleinen Pfad geht es durch den Dschungel hindurch zur Besucherplattform. Zweimal am Tag werden die Orang-Utans – was sich mit „Mann des Waldes“ übersetzen lässt – gefüttert. Eine Garantie, dass sich tatsächlich auch Exemplare zeigen, hat man nicht. Da die Viecher aber nicht blöd sind, finden sich kurz vor Fütterungsbeginn neben den obligatorischen Chinesen und Koreanern, auch 6 Affen ein und lassen sich ihre zweite Mahlzeit schmecken. Denen geht’s besser als mir – mein Magen knurrt immernoch. Da die weiteren Pfade in den Dschungel aufgrund von Wartungsarbeiten geschlossen sind, laufen wir etwas später zurück Richtung Eingang. 

Wir müssen noch bis 18 Uhr warten, da will uns Gordon – ein 45jähriger Couchsurfer aus Sandakan – aufgabeln. Aufgrund der Krankheit seiner Mutter ist er sich noch nicht sicher, ob er uns hosten kann und so werden wir noch während wir warten auf ein Schild aufmerksam, welches eine nahegelegene Lodge mit Pool anpreist. Wir sind durchgeschwitzt, die Kleidung klebt an uns und es ist sehr verwunderlich, dass wir mit unserem Geruch die Affen nicht vertrieben haben, daher entschließen wir uns, die Nacht in Sepilok zu verbringen und erstmal zu duschen. Zumal die Lodge ein echt schönes Ambiente mit Teich und Dschungel vor der Haustür zu bieten hat. Gordon nimmt uns mit in die Stadt, wo wir zusammen eine Kleinigkeit essen und etwas quatschen. Er lädt uns ein und hat ein schlechtes Gewissen, dass wir in der Nacht in einem Hostel pennen und nicht bei ihm. 
Nach dem Essen nimmt er uns noch mit in seine Wohnung, an den Wänden kann man sein fotographisches Talent bewundern. Für den nächsten Tag besteht er drauf, dass wir seine Gäste sind. 

Aber zunächst mal stehen wir früh auf, um ins nahegelegene Rainforrest Discovery Center zu gehen. Da die meisten Touristen um diese Zeit den benachbarten Affen beim Essen zuschauen, haben wir die kleinen Trails weitgehend für uns allein. Vom 30m hohen Canopy Walk hat man einen schönen Ausblick über die grüne Hölle und kann mit etwas Glück auf Wildlife spotten. Wir haben Glück – zwei Squirrels bahnen sich direkt vor uns den Weg durchs Geäst. Als Models taugen sie leider nicht wirklich, immer wenn man sie gerade im Fokus hat, springen sie zum nächsten Ast – miesen Biester!

Wir nehmen noch einen kleinen Nebenpfad und laufen durch den Matsch. Sehen tut man nicht viel, riesige Ameisen kreuzen den Weg. Etwas kleinere Exemplare haben ihren „Highway“ direkt daneben – schier endlose Kolonnen bahnen sich durch den Wald. Als wir warten entdecken wir einen kleinen Wurm auf einem abgebrochenen Zweig, der uns seinen Kopf entgegenstreckt. Kaum hebt man den Ast auf setzt er sich Richtung Hand in Bewegung und legt dabei ein enormes Tempo vor. Er scheint Augen zu haben, denn sobald man den Zweig in die andere Hand nimmt, wechselt er seine Richtung. Während wir noch mit dem einen „spielen“ hat ein anderer Nicks Schuh in Besitz genommen und versucht sich Richtung Bein vorzuarbeiten. Der Versuch ihn mit einem Stock runterzustoßen erweist sich als schwierig, der haftet einfach zu gut. Ich hab so Viecher zwar noch nie vorher gesehen, aber ich vermute, dass es sich um Blutegel handelt. Allein der Gedanke daran und die Vorstellung von Würmern, die sich durch die Haut an einem festsaugen, um das Blut zu trinken, sind einem nicht geheuer. Wie wird man die Dinger danach eigentlich wieder los? Wir wissen es nicht und haben auch keine wirkliche Lust, das herauszufinden. Wir entwickeln eine regelrechte Blutegel-Paranoia und schauen alle paar Minuten, ob nicht wieder ein Wurm an einem hochkrabbelt.

Unbeschadet verlassen wir wieder den Wald. Nach einer kurzen Dusche geht es mit dem Bus weiter zur Krokodil-Farm, angeblich die größte in ganz Malaysia. So wirklich groß kommt sie uns nicht vor, was man von einigen Exemplaren aber nicht behaupten konnte. Aber in der Mittagshitze liegen die Handtaschen eher teilnahmslos in der Sonne rum…bis die Fütterung beginnt, plötzlich werden sie ja doch noch munter.





Neben den Krokodilen wird noch ein – definitiv nicht artgerechter – Kleintierzoo unterhalten. Bereits von weitem hört man ein Fiepsen aus einem der Beton-Gefängnisse. Als wir es erreichen entdecken wir zwei süße Fischotter, die versuchen senkrecht die Wand hochzugehen. Direkt über ihnen sind in durchsichtigen Plastikbottichen halbtote Fische in Sichtweite untergebracht, die der Besucher für ein kleines Entgelt verfüttern darf. Und in ihrer Zeit im Knast haben die Otter betteln gelernt – ist aber auch gemein, das Futter in Sichtweite zu haben und nix zu bekommen. Naja, mit uns treffen sie aber auf zwei Weicheier, die für derlei Bettelei empfänglich sind.

Gordon holt uns in seiner Mittagspause von der Krokodil-Farm ab, es gibt ein schnelles Mittagessen, danach zeigt er uns sein Kloster. Fotos in Gotteshäusern – egal welcher Art – aufzunehmen, ist mir nie wirklich geheuer. Erst nach mehrfachem Auffordern, schieße ich ein paar Fotos, während Gordon betet. Da er wieder zurück zur Arbeit muss, setzt er uns am English Tea House ab. Auf einem Hügel über der Stadt, haben wir bei einem guten Kuchen einen schönen Ausblick über die Stadt und das Meer. Wir sprechen darüber, wie wir die letzten Tage unseres Urlaubs verbringen wollen. 

Eigentlich hatten wir vor, den Mt. Kinabalu zu besteigen, was ca. 150 Euro kosten sollte. Nachdem wir dann aber einen neuen Preis von 300 Euro pro Person genannt bekommen, ist uns das definitiv zu viel. Zumal wir auch noch etwas Stand und Sonne abbekommen möchten, entschließen wir uns, nach Langkawi zu fliegen – ein Inselparadies im Nordosten Malaysias. Die Absprache mit Ken, Wayne und Julia laufen bereits wann und wie wir am besten dort hin gelangen, als uns Gordon wieder abholt. Er hat am Vorabend von der spontanen „Preiserhöhung“ mitbekommen und hat seine Arbeitszeit (er ist Filialleiter einer Bank) dazu genutzt, für uns etwas Recherche zu betreiben. „Gute Nachrichten für uns“ wie er mein – er hat uns die Mt. Kinabalu-Tour für ca. 150 Euro arrangiert. Das war´s dann mit dem Standurlaub, aber so ne Chance muss man einfach nutzen.

Abends gehen wir Lobster essen und machen anschließend noch einen Abstecher in sein Lieblingsrestaurant für Stachelrochen – die Dinger sehen unter Wasser nicht nur gut aus, sie schmecken auch hervorragend! Nach dem Essen schauen wir noch kurz in seinem Elternhaus vorbei, um das er sich aufgrund der Krankheit seiner Mutter auch kümmern muss. Wir erfahren von seiner Abneigung gegenüber Gekkos, da die das Haus verschmutzen. Ich mag die kleinen Eidechsen eigentlich, aber als er das Blasrohr rausholt, packt auch mich das Jagdfieber. Während ich verfehle, macht er es aber deutlich „besser“ und zerlegt einen, der dummerweise direkt auf dem Hausaltar stirbt – das darf natürlich nicht sein. Um Vergebung bittend werden ein paar Rauchstäbchen angezündet.

Die Nacht verbringen wir in den wohl bequemsten Betten bisher. Während wir ausschlafen, kümmert sich Gordon noch um Teile unserer Wäsche, organisiert den Bus in den Kinabalu-Nationalpark und besorgt uns Reiseproviant. Als er uns um kurz nach 12 Uhr in seiner Mittagspause abholt, sind wir gut erholt und haben fast ein schlechtes Gewissen. Die zwei Tage in Sepilok und Sandakan bleiben definitiv in guter Erinnerung – Couchsurfen ist einfach eine gute Möglichkeit fürs Reisen.

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