Montag, 31. Dezember 2012

Von Geldproblemen und Odysseen



Reisen ist eine der schönsten Nebensachen auf der Welt. Meistens läuft ja auch alles glatt, man gewinnt fantastische Eindrücke und erlebt einfach eine gute Zeit. Manchmal jedoch gibt es aber auch „Vorfälle“ wo man sich echt fragt, was als nächstes schief laufen wird… Da man in der Regel diese Dinge aber schnell wieder beiseite schiebt und vergisst, schildere ich sie trotzdem mal kurz an dieser Stelle.
Nick und ich haben Geldprobleme – das wissen wir seit unserem Anreisetag. Am Tag vor unserer Abreise streikt meine EC-Karte an einem Automaten, da es aber zu spät ist, eine neue zu bestellen und sie abends wieder funktioniert, bleibt die Hoffnung, dass alles glatt läuft. Diese Hoffnung wird jäh zerstört, als meine Karte an diversen Automaten in Hua Hin nicht erkannt wird. Kein Problem, wir haben ja noch Nicks EC-Karte… Pustekuchen, am nächsten Morgen stelle ich mit einem Blick fest, dass es sich nur um eine national funktionierende Geldkarte handelt. Die eigentliche EC-Karte hat er sicherheitshalber daheim gelassen. Nun, immerhin haben wir noch unsere Kreditkarten und sicherheitshalber ein bisschen Bargeld dabei gehabt. Fortan heisst es aber für uns, möglichst oft die Kreditkarte einzusetzen und sparsam zu leben. Nun, der Plan klingt simpel, aber: Anders als in Südamerika wird in Thailand quasi alles in Cash bezahlt! Bis auf ein Hotel und ein Essen kam die Kreditkarte bisher noch gar nicht zum Einsatz. 

Nun, jetzt könnte man denken, dass wir um diesen Umstand wissen und uns entsprechend vorbereiten, immer genug Cash an der Hand haben etc. Wer das aber denkt, kennt uns schlecht. Wir sind gefühlt immer Pleite. In Kaoh Sok – also mitten im Dschungel – stellen wir fest, wie teuer die Touren sind. Und oh Wunder, natürlich ist Barzahlung Pflicht. Wir kalkulieren, dass wir 1000 Baht für die Übernachtung benötigen, 3000 für die Touren und wieder 400 um nach Surat Thani zu gelangen. Zu unserer Verwunderung stellen wir fest, dass wir noch genau 5000 Baht übrig haben und quasi zwei Tage von 600 Baht leben müssen – umgerechnet 15 Euro! Dies schränkt einen zu Weihnachten schon etwas ein! Wir finden glücklicherweise doch noch eine Wechselstube, weshalb sich die Situation etwas entspannt. Bis zum nächsten Tag! Unser Plan ist, von Kaoh Sok mit dem Minibus nach Surat Thani zu fahren. Dort einen weiteren Bus nach Hatyai an der malaysischen Grenze zu nehmen, um dort in einen Bus nach Penang umzusteigen. Der Trip beginnt morgens um 8 Uhr und soll uns abends bis 20 Uhr nach Penang bringen. Irgendwo unterwegs wollen wir noch ein paar Flaschen Wiskey kaufen, da er in Malaysia deutlich teurer ist. Nun, der Start ist vielversprechend. Wir kommen nach 2 Stunden am Busbahnhof in Surat Thani an und erwischen direkt einen Minibus nach Hatyai, der 4 Stunden dauern soll. 7 Stunden später kommen wir dann doch noch in Hatyai an, nur um zu erfahren, dass im letzten Bus nach Penang kein Platz mehr frei ist! Schöner scheiß! Uns wird noch ein Platz in einem Bus nach Kuala Lumpur angeboten mit der Option in Buttersworth – einer Stadt auf dem Festland ggü von Penang – rausgelassen zu werden. Der Bus ist etwas exklusiver und kostet entsprechend mehr. Da wir wieder mal nicht mit Kreditkarte zahlen können, bleiben uns noch 506 Baht! Gleichzeitig erfahren wir, dass Nick aufgrund eines verlorenen Visas noch 500 Baht Strafe zu erwarten hat (später kommen wir aber ohne aus). Kurzum: Wir haben noch 2 Stunden in der Stadt, 6 Baht übrig (40 Baht ist 1 Euro!). Und suchen nach einem Ort, wo wir was zu essen finden – entweder für 6 Baht oder wo man mit Kreditkarte bezahlen kann… Beides aussichtslos!

Immerhin haben wir Wifi als sich der Bus nach Buttersworth in Bewegung setzt. An der Grenze müssen wir dann widererwartend doch nicht die Strafgebühr blechen – aber davon kaufen können wir uns jetzt auch nix mehr. Direkt hinter der Grenze wird ein Dinner-Stop eingelegt, wir halten direkt vor einem KFC. Hungrig stürmen wir den Laden und stellen ernüchtert fest: Auch in einem amerikanischen Fast Food Schuppen, direkt hinter der Grenze wird weder Kreditkarte noch US-Dollar akzeptiert. Hungrig setzen wir die Fahrt fort. Kurz nach Mitternacht halten wir auf dem Standstreifen des Highways. Mit den Worten „Taxi there“ weist uns der Fahrer den Weg zu einem Gebäude. Eine letzte Kurznachricht an Ken, dass wir gleich da sein werden – wie man sich doch täuschen kann! Das Gebäude ist ein Krankenhaus, wo prinzipiell wohl auch Taxis stehen… aber halt nicht mitten in der Nacht! Wieso auch, wer verirrt sich um die Uhrzeit schon dort hin. Der Security Guard macht uns Hoffnung, dass am nächsten Morgen sicher eins kommen wird  super! Zudem stellen wir fest, dass wir zwar in der Nähe einer Stadt sind, aber nicht Buttersworth, wo es kein Problem wäre ein Taxi zu bekommen. Von dieser größeren Stadt sind wir etwa 10km entfernt. Nach dem auf und ab der letzten Stunden machen wir uns ernsthaft mit dem Gedanken vertraut, die Nacht im Freien zu verbringen.
10 Minuten später steigt eine muslimische Frau aus einem parkenden Auto und unterhält sich mit uns. Sie wartet zusammen mit ihrem Mann auf ihren erwachsenen Sohn, der offensichtlich in der Notaufnahme wegen eines gebrochenen Armes behandelt wird. Recht schnell scheinen wir irgendwelche Mutterinstinkte in ihr zu wecken. Sie bietet uns an, dass wir ja mit ihrem Mann sprechen können. Und obwohl er sich anfangs sehr bitten lässt, lässt er sich dann doch breit schlagen, uns zu einem Taxistand in Buttersworth zu bringen. Unterwegs unterhalten wir uns sehr angenehm mit den beiden, sie geben uns am Ende eine Telefonnummer, unter der wir sie im Notfall erreichen können und helfen uns sogar noch dabei, mit dem Taxifahrer den Preis zu verhandeln. Aber bevor wir uns ins Taxi setzen besteht noch eine letzte Unsicherheit – hat die Mautstelle für die Brücke nach Penang noch geöffnet? Der Taxifahrer telefoniert noch 5 Minuten wild herum bis es dann losgeht. Der Fahrer scheint nachtblind zu sein, er hatte bereits Probleme die Adresse zu entziffern und fährt jetzt mit 60 Sachen auf der mittleren Spur. Nachts fährt er wohl nur deshalb, weil er auch tagblind ist! Aber er bemüht sich uns die Geschichte der Stadt und die Sehenwürdigkeiten näher zu bringen – einen Service auf den wir angesichts der letzten Stunden recht wenig wert legen ;)

Gegen 2:30 Uhr morgens kommen wir in unserem Hotel an. Ken wird aus dem Bett geklingelt, damit er  den Fahrer bezahlt. Dann gehen wir noch bei einem kleinen Food-Place in der Nähe vorbei, um endlich was zu essen! Nach so einem Tag schläft man seelig ein  - und träumt von den guten Seiten des Reisens;)!

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