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Mondaufgang an der Mercury Bay |
Nach einer Nacht
in Auckland geht es bereits morgens um 8 Uhr nach Whitianga (sprich: Fitianga)
an der Ostküste der Coromandel Halbinsel. Insbesondere auf der letzten Stunde
der Fahrt geht es durch idyllische Berglandschaften, bis wir schließlich am
Ziel ankommen. Ein Freund hatte mir die „On the Beach Backpackers Lodge“
empfohlen, ein Hostel etwas außerhalb mit hervorragendem Blick über die Bucht.
In der Nacht wirkt die Bucht friedlich im Schein des Vollmondes, der sich auf
den sanften Wellen widerspiegelt. Mit einigen anderen zieht es mich raus, um
bei einem Glas Wein die Atmosphäre zu genießen, gesprochen wird nur im
Flüsterton.
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Stingray Bay - auf dem Weg zur Cathedrale Cove |
Am nächsten Morgen
mache ich mich mit Elmar, einem 49jährigen aus Köln, der sich gerade ein Jahr
Auszeit gegönnt hat, per Fahrrad auf dem Weg, um die Hot Spots der Insel zu
erkunden. Als ich mich zu dieser kleinen Radtour habe breit schlagen lassen,
hatte ich kurzzeitig die schönen Berglandschaften vom Vortag vergessen – auf
dem Drahtesel fällt das Genießen ungleich schwerer. Aber zunächst war ich noch
frisch und nachdem wir mit der Fähre auf die andere Seite des Hafens gelangten,
geht’s noch recht locker über den ersten Hügel in das Dorf Cooks Bay, wo wir
uns unser Frühstück schmecken lassen.
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Blick aus der Cathedrale Cove |
Von Elmar erfahre ich, dass er für seine
Auszeit sein Auto verkauft hat – man braucht das ja nicht, wenn man u.a. 2
Monate durch die Alpen wandert. Dass er daher oft auf sein Rad zurückgreift,
merke ich an den nächsten Anstiegen – ich lass aus Fairness-Gründen regelmäßig
den Windschatten abreißen und falle mehrere 100 Meter zurück. Endlich die
Abzweigung nach Hahei und eine viel zu kurze Abfahrt ins Stadtzentrum. Nach
einer kurzen Kaffeepause machen wir uns zum Aufstieg zu unserem ersten
Zwischenziel, der Cathedral Cove. Obwohl die Strecke nur etwa 1km lang ist, hat
sie es in sich! Bereits am ersten Anstieg springt meine Kette runter und
verharkt sich zwischen Speichen und Zahnrad. Später wird es uns gelingen, mit
vereinten Kräften, die Kette doch noch zu lösen. Aber zunächst mache ich mich
erstmal zu Fuß auf den Weg nach oben – zugegeben: Auf dem Rad wäre ich wohl eh
nicht mehr lange geblieben.
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Cathedrale Cove - über das Wetter kann man sich nicht beschweren |
Hinter dem
offiziellen Parkplatz müssen wir wie jeder andere auch eh weiterwandern.
Kleine, verschlungene Wanderwege führen uns der Küste entlang zur Cathedral
Cove. Eine Höhle, die in tausenden von Jahren von den Gezeiten geformt wurde
und heute als klassisches Postkarten-Motiv herhält. Uns zieht es recht bald
weiter, nochmal 10km bis zum Hot Water Beach. Einem Strand, der jeweils zur
Ebbe von 100en von Touristen heimgesucht wird. Aufgrund von heißen Quellen kann
man sich hier seine eigene heiße Badewanne buddeln, immer mal wieder abgekühlt
von den kalten Wellen des Pazifik. Wir verzichten aufs Graben, ich sinke jedoch
einmal kurz in den Sand ein und mein Fuß wird von kochendem Wasser malträtiert,
ehe ich ihn im kalten Wasser kühlen kann.
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Hot Water Beach - ordentlich Andrang |
Der Rückweg wird
für mich zur Tortur: Als absolut ungeübter Radfahrer schmerzt mir mittlerweile
mein Allerwertester gewaltig, während sich Elmar immer noch über das „lockere
Programm“ freut! Abends im Hostel treffe ich auf zwei Mädels im Hostel, die
sich auf Mehrmonatiger Weltreise befinden – wir stellen zufällig fest, dass wir
gemeinsame Bekannte haben… kleine Welt. Während ich mal wieder verzweifelt
versuche, Internet-Zugang zu erhalten, lerne ich Roger aus der Schweiz kennen.
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Café an der Hauptstraße Coromandels |
Er will am nächsten Tag nach Coromandel, der Kleinstadt, dem die Insel ihren
Namen zu verdanken hat. So komme ich zu meiner Fahrt über die „Scenic Road 309“
– einer Schotter-Piste quer durch die Insel bzw. die Walachei! In Coromandel
selbst fühlt man sich in WildWest-Zeiten zurück versetzt.
In gemütlichen
Sesseln bei Kaffee und Kuchen unterm hölzernen Vordach des „Saloons“ wartet man
nur noch darauf, dass berittene Ganoven ein kleines Feuerwerk veranstalten.
Aber es passiert nichts.
Nachdem ich mich
von Elmar verabschiedet habe, verschlägt es mich auf einen Wanderweg durch das
Hinterland Coromandels. Zwei Stunden und eine Bach-Durchwartung später gelange
ich zur Driving Creek Railway an Pottery – Neuseelands älteste Töpferei. Eine
kleine Eisenbahn, früher gedacht, um Ton aus den Hügeln zu karren, ist heute
ein Touri-Magnet.
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Driving Creek Railway |
Über ein kleines Gleisbett ächzt die Bahn über Serpentinen aufwärts
zum Eyefull Tower (Sprich: Eiffel) mit einem herrlichen Blick über den Hafen
Coromandels und den vorgelagerten Buchten. Ein Großteil des Erlöses geht in
Waldaufzucht-Programme, denn die westlichen Einwanderer haben auf Coromandel
ganze Arbeit geleistet. Nur wenige Jahrzehnte nach dem Eintreffen wurde der
Kauri-Bestand auf unter 1% der ursprünglichen Ausdehnung niedergeholzt. Aufforstungsprogramme werden noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
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Blick von Eyefull Tower über die Coromandel Bay |
Wieder im Dorf
angekommen lauf ich zum Ortsausgang Richtung Whitianga – die 45km möchte ich
nicht zu Fuß zurücklegen, also wird das Charming-Lächeln aufgesetzt und der
Daumen in die Luft gereckt. Hitch Hiking soll in Neuseeland hervorragend
funktionieren. Das jedenfalls haben mir einige Mädels am Vortag erzählt. Auch
wenn Mädels wohl einen natürlichen Vorteil beim Trampen besitzen, erbarmt sich
nach etwa 25 Minuten ein älteres Hippie-Pärchen jenseits der 70 und ich darf
auf die Pritsche ihres VW-Buses springen! (Ok, bei neuerlichem Lesen des Eintrags muss ich feststellen, dass man das auch missverstehen kann: Also ich wurde nur mitgenommen!! ;) Er ist Australier und kommt
ursprünglich aus dem weltbekannten Ort „1770“. Tatsächlich ist hier Cook im
Jahr 1770 an Land gegangen und anlässlich der 200-Jahrs-Feier wurde der Name
von Round Hill in eben 1770 geändert und ist damit bis heute der einzige Ort
weltweit, der keinen einzigen Buchstaben im Namen trägt (lest es gerne nach,
ich wollte es auch nicht glauben!).
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Auenland? Kommt erst noch! |
Ich werde bis vor
die Haustür kutschiert und treffe abends auf Carmen und Nina, zwei
Physiotherapeutinnen (nicht Masörinnen ;)) aus Kölln, die mir schon in Pahia
übern Weg gelaufen sind und mir hoffentlich auch in naher Zukunft wieder übern
Weg laufen. Denn am nächsten Tag trete ich meine 9stündige Odyssee nach Rotorua
an, an deren Ende mir plötzlich in den Sinn schießt: Sche…e! Mein Geldbeutel
liegt noch im Schließfach in Whitianga. Aktueller Bargeld-Bestand: 78
Neuseeland Dollar. Die Mädels haben sich freundlicherweise bereit erklärt, ihn mitzunehmen und sich mit mir nochmal irgendwo zu treffen. Solange sind meine Kreditkarten in ihrem Besitz..Kurz vor Weihnachten... Wenn das mal gut geht ;)