Nachdem ich mich im Hostel etwas ausruhen konnte, habe ich mich am späten Vormittag mit dem Bus in Richtung Nationalpark Iguazu gemacht. Wie bereits erwähnt liegt mein Hostel etwas außerhalb, in dem Fall dichter an den Wasserfällen dran – die auch etwas außerhalb liegen. Zunächst mit einem kostenlosen Bus aus der Pampa an die Hauptstraße und dort in den regelmäßigen Bus der Linie 120 einsteigen. Hier merkt man sofort, dass man richtig ist –dicht gedrängt, hauptsächlich Touristen in der Vorfreude auf die Wasserfälle. Im Park angekommen, mache ich das, was ich wohl mittlerweile am besten kann – ich schließe mich einfach einer anderen Gruppe an, alleine durch nen Park macht nicht so viel Spaß. In diesem Fall sind es die beiden Kölnerinnen Janina und Jenny, sowie Tim aus England. Erinnert mich irgendwie an meinen ersten Brasilien-Aufenthalt. Alle drei sind nur einige Wochen im Land, haben ein sehr ausgefülltes Programm und sind teilweise sogar mit Koffern unterwegs – ganz so wie ich vor 4 Jahren.
Nachdem wir den Eingangsbereich passiert haben, steigen wir in einen der Busse, die uns dichter an die Cataratas heranbringen. Die letzten Meter sind zu Fuß zurückzulegen. Je nachdem wen man fragt, welche Seite – die argentinische oder die brasilianische – die schönere Seite von Iguazu ist, bekommt man unterschiedliche Antworten. Sicher jedoch ist, dass man von Brasilien aus einen besseren Überblick über die Wasserfälle. Es gibt immerhin 20 größere und über 250 kleinere Fälle – sagt Wikipedia, ich habe aufgehört zu zählen.
Über Wanderwege tasten wir uns immer dichter an den berühmten Garganta del Diablo (Teufelsschlund) heran. Auf einer Brücke stehen wir ihm direkt gegenüber. Hier gestaltet sich das Photographien etwas schwierig, denn der Wind treibt die Gischt stets zu uns herüber und trübt die Linse. Hinzu kommt, dass sich die wenigsten anderen Touristen, die wir um Gruppenfotos beten, als Meisterfotographen hervortun. Was soll’s – obwohl es hier seit 2 Monaten nicht mehr geregnet hat, ist es einfach nur beeindruckend, wie sich die Wassermassen in die Tiefe stürzen.
Nach einem kleinen Mittagessen besuchen wir noch den nahegelegenen Vogelpark. An sich ganz nett, aber ist ja jetzt nicht das erste Mal, dass ich Loro’s, Tukane und Co bestaunen konnte. Mir fällt der Satz des 55jährigen australischen Bikers vom Morgen ein; er ist seit nem Jahr auf seinem Roller von Alaska nach Ushuaia unterwegs und jetzt auf der letzten Etappe… Wenn du den Punkt erreichst, wo dich Faszinierendes nicht mehr bewegt, ist es Zeit heimzufahren. Gar nicht mal so verkehrt.
Für abends bin ich mit den Dreien im Zentrum zum Abendessen verabredet. Den Weg zur Hauptstraße muss ich diesmal zu Fuß zurücklegen, da die kostenlosen Busse nicht mehr verkehren. 3km auf zunächst unbeleuchteter Straße ermöglichen einen herrlichen Blick auf den Nachthimmel. Kurz vor der Hauptstraße sehe ich den Bus auf die Haltestelle zufahren, ein kurzer Sprint ist nicht von Erfolg gekrönt. Daraufhin warte ich eine Stunde vergeblich auf den nächsten Bus, ehe ich mich entschließe zurückzulaufen – ich wäre über eine Stunde zu spät im Center gewesen, langsam pass ich mich an die südamerikanischen Verhältnisse an. Im Hostel treffe ich auf eine Israelin und eine Südafrikanerin, die bereits seit einigen Wochen zusammen unterwegs sind. Bei einigen Bierchen und – in meinem Fall – kalte Reste vom Buffet der anderen, quatschen wir noch bis spät in die Nacht.
Am nächsten Morgen geht es gemeinsam mit der Gruppe über die Grenze nach Argentinien – damit habe ich bereits den 4. Argentinischen Stempel im Pass, womit das Land mit Brasilien gleichzieht. Mit langsamen Eisenbahnen fahren wir ans Ende des Parks, wo wir über einen 1km-langen Steg direkt ans obere Ende des Teufelsschlundes wandern. Es wird richtig laut! Mit den Augen kann man den Weg des Wassers folgen bis es unten in eine riesige Gischtwolke eintaucht und verschwindet. Auf der „Mittelstation“ starten verschiedene Wanderwege, die einen an einigen Wasserfällen vorbei führen.
Ständiger Wegbegleiter sind ganze Horden von Nasenbären, die bei den Gästen – meist erfolgreich – auf Freßbares hoffen. Nach dem ersten Wanderweg wollen wir uns in einem Restaurant stärken. Die Salami-Sandwiches sehen auf den Fotos echt ansprechend aus. In Wahrheit befinden sie sich in Plastik eingeschweißt und müssen in der Mikrowelle aufgewärmt werden. Die ersten Bissen schmecken nicht so schlimm wie das Brot aussieht, dann fällt mir ein komischer Geschmack auf und meine nächste Wahrnehmung ist bläulich-grüner Schimmel auf der Unterseite. Ich würde am liebsten Kotzen, gib das Brot zurück und bekomme, wenn schon keine Entschuldigung, doch immerhin meine Kohle zurück. Echt ekelhaft! Appetit ist sowas von vergangen!
Wir setzen die Wanderung auf dem unteren Weg fort, dieser führt uns richtig in die Gischt eines größeren Wasserfalls und sorgt für feuchte Kleidung… Aber das ist erst der Anfang, denn 10 Minuten später setzen wir uns in ein Boot, welches uns noch dichter ranbringt. Anfangs stellen wir uns noch die Frage, welche Seite wohl die bessere Wahl wäre – die Antwort ist scheißegal. Nach einem kurzen Stopp für Fotos setzen wir direkt unter die Wassermassen des Teufelsschlunds. Wasser von oben, Wasser von der Seite und Wasser von unten – Forrest Gump wäre happy! Zwar wusste ich vorher, dass ich mich hierauf einlasse, die Weitsicht, Wechselklamotten mitzubringen, was am Morgen allerdings nicht vorhanden. Wir kehren nach patschnass nach Brasilien zurück. Ja, von Brasilien hat man den besseren Überblick – die Erfahrung auf der argentinischen Seite ist aber deutlich intensiver! Beides sollte man erlebt haben und nach m.E. nach auch in dieser Reihenfolge.
Am Abend schaff ich es diesmal doch tatsächlich, mich mit der Gruppe im Zentrum zu treffen. All-you-can-eat-Meat und einige Bierchen runden den Tag ab. Am nächsten Morgen fahre ich früh ins Zentrum, um vor meiner Abreise noch einen Abstecher nach Ciudad del Este auf der paraguayanischen Seite zu machen. In erster Linie, um mir den Stempel für den Pass und die Flagge für meinen Rucksack zu besorgen – soweit bin ich schon verkommen.
In einem Bus fahren wir über die Grenze, aber keiner interessiert sich auch nur annähernd für meinen Pass! Direkt hinter der Brücke, die die beiden Länder verbindet, fühlt man sich wie in einer anderen Welt - unzählige Straßenstände die entweder Elektrowaren, Uhren oder Sonnenbrillen führen und penetrantes Auftreten der Händler, die sich sicher sind, dass ein neuer Fernseher genau das Richtige für mich ist, nerven mich recht bald. Ich flüchte zeitnah zurück über die Grenze und frage noch nach einem Stempel, den mir keiner geben will – echt ne Frechheit, aber ich war da!
Der Rückweg zu Fuß in der Mittagshitze zieht sich überraschend lang hin, ich habe mich von der Distanz täuschen lassen und winke nach zwei Stunden ein Moto-Taxi heran, was mich zurück bringt. Was soll der Geiz. Am frühen Abend starte ich mit dem Bus Richtung Florianopolis. Nach 15 Stunden fahrt steht die letzte Strandstation vor meiner Rückkehr an. Hiervon beim nächsten Mal mehr!