Montag, 30. Januar 2012

Quito, Vulkane und Einreise nach Kolumbien

Nach Galapagos sind wir in Quito in einem alten, recht schnuckligem Hostel nahe der Altstadt untergekommen. Der folgende Tag ging für Organisation drauf. Für Sebastian ging es darum vom Reisebüro zu viel gezahltes Geld zurückzubekommen, ich musste noch einige Telefonate führen. Abends hat es extrem angefangen zu regnen (irgendwas hatte ich doch vermisst die letzten Tage), Minuten später sitzen wir im Dunkeln – Stromausfall im Viertel! Kurz bevor wir einige Stunden später für ein paar Bier in die Neustadt aufbrechen, springt die Beleuchtung wieder an. Die Neustadt Quitos mutet sehr westlich an, Kneipen, Fast Food, NBA-Übertragung auf dem Sportkanal. Dallas vs. Phoenix. Nowitzki spielt nicht – ist wohl am Knie verletzt. Auch die Bierpreise sind vergleichbar mit europäischen Großstädten.
Bei zunächst blauem Himmel wird am Folgetag die Altstadt besichtigt. Bei schönem Wetter (es hat nicht geregnet) sehen die alten Kolonialbauten auch gleich viel besser aus. Nach dem Frühstück (für 1,50 USD) geht´s zur alten Kathedrale, hier ergibt sich die Möglichkeit auf den Glockenturm zu steigen und die Aussicht zu genießen – wenn man schwindelfrei ist. Angesichts der steilen, langen Leitern sind die Knie manchmal etwas weicher als sonst. Obwohl Quito echt einiges zu bieten hat, zieht es uns wieder raus.
Für die nächsten zwei Tage haben wir Ausflüge zu den nahegelegenen Vulkanen gebucht. Bereits zur unchristlichen Zeit geht es morgens um 7 Uhr Richtung Cotopaxi, einem der höchsten noch aktiven Vulkanen mit ca. 5.900m. Nach einer Stunde Fahrtzeit erreichen wir die Basisstation, Fahrräder werden zugeladen, unsere Rucksäcke in die Lodge verfrachtet. Ich komme mit Tina und Andi ins Gespräch, Geschwisterpaar aus Karlsruhe, beide zum zweiten Mal in Ecuador. Wenn sie vom Aufstieg auf den Cotopaxi erzählt (sie hat die Tour bereits im vergangenen Jahr schon einmal gemacht), strahlt sie übers ganze Gesicht – die Vorfreude steigt entsprechend auch bei mir. Der Bus bringt uns auf 4.500m, von dort beginnt der Aufstieg zu Fuß Richtung Gletscher. Ich fühle mich dabei recht gut und muss vom Guide mehrfach zurückgepfiffen werden, da ich der Gruppe enteilt bin. Mittlerweile geht es schon durch Schnee und auf einer Anhöhe kreuzen frische Wolfsspuren unseren Weg. Während wir warten reißt der Nebel kurz auf und am Rande unseres Sichtfeldes kann ich den Burschen erkennen, wir er parallel zu unserem Weg läuft – die Nebelschwaden umhüllen ihn aber schnell wieder.
Bei 4.900m ist dann Schluss für uns, ohne Ausrüstung wäre ein weiterer Aufstieg zu gefährlich. Nach dem Abstieg schwingen wir uns auf die Räder. Deutlich schlechtere Qualität zwar als auf der Death Road. Ohne das ständige Gefühl dem Tod nahe zu sein, fährt es sicher aber wesentlich befreiter. Zumal insbesondere auf dem ersten Teilstück der Nebel das Panorama versteckt, liegt der Fokus ganz klar auf Geschwindigkeit. Auf den Pedalen stehen, Knie gegen den Sattel gedrückt, kann man die Schlaglöcher und Mulden ganz gut abfedern. Auf dem Flachstück nach der ersten Abfahrt sind Sebastian und ich alleine weit vor der Gruppe. Hieran schließt sich ein zweites steiles Teilstück an. Autos kommen einem vereinzelt entgegen, in kurzen Augenblicken entscheidet man sich für die Ideallinie und versucht die stärksten Einschläge zu vermeiden. Vor mir tut sich ein großer, sehr tiefer Krater quer über die ganze Straße auf. Vollbremsung bis zum letzten Moment, dann das Vorderrad hochziehen. Harter Einschlag, Sturz vermieden. Hinter mir das Bremsgeräusch von Sebastian, Hinterrad geht weg und er schlittert über den Boden – harmloser Sturz. Es war die letzte Kurve und wir warten lange auf den Rest der Gruppe, von denen überhaupt nur ein paar unten ankommen.
Nach dem Lunch bleiben wir zusammen mit zwei Amerikanerinnen für die Nacht in der Lodge mitten auf dem Land. Vor dem Abendessen wird sich noch kurz die Beine vertreten, Äcker und Kuhweiden, wie man sie auch in ländlichen Gebieten Deutschlands finden würde. Wir kommen an einem Mann vorbei, er steht knietief im Wasser und spricht uns an. Er benötigt offensichtlich Hilfe, da sich aufgrund der heftigen Regenfälle Treibholz unter der Brücke verkeilt hat, welches er entfernen möchte. Mit einem Seil ziehen wir daraufhin zu Dritt massenweise große Äste und Wurzeln hervor. Unterstützung erhalten wir dabei von seinem Vater, der auf einen Stock gestützt kluge Ratschläge verteilt. In der Lodge ist es echt ruhig, aber die Dusche ist die beste, die ich in den letzten 3 Monaten hatte – dies wird entsprechend ausgiebig genutzt.
Morgens werden wir erneut aufgesammelt und Richtung Quilotoa gefahren, ein mit Wasser gefüllter Krater. Zuvor geht es aber noch auf die lokalen Tier- und Handwerksmärkte. Insbesondere die Schweine scheinen keinen großen Stellenwert zu besitzen, eingepfercht und getreten – für ein westliches Auge kein schöner Anblick. Die weitere Strecke zum Quilotoa ist wirklich malerisch. Grüne, geschwungene, kahle Kuppen, erinnert etwas an die Hochrhön.


Trotz Nebel haben wir Glück, der Anblick auf den Kratersee unter uns ist frei. Wir steigen mit der Gruppe zum Ufer hinab, meines Erachtens einzig und allein aus einem Grund: Unten werden Pferde angeboten, mit denen man für 8USD nach oben befördert wird. Ich bleibe geizig, will mir das Mittagessen verdienen. Durchgeschwitzt und außer Atem komme ich oben an – 8 USD? Der Preis wäre es wert gewesen. Zurück nach Quito, wir möchten noch den Bus nach Tulcan, an der kolumbianischen Grenze erreichen. Am Bus-Terminal haben wir Glück, unser Bus fährt bereits 10 Minuten später ab. Nach 5 Stunden kommen wir gegen 1 Uhr nachts im Grenzort an, unser Hotel liegt direkt am Busbahnhof. Ich bin sicher, dass es auch stundenweise vermietet wird, aber wegen der Nacht will man nicht meckern.
Um 7 Uhr geht’s über die Grenze, die Einreiseformalitäten werden schnell erledigt. Am Busbahnhof in Ipiales, dem Grenzort auf der kolumbianischen Seite, werden Tickets nach Cali erworben. Wieder Glück gehabt, der Bus fährt bereits 15 Minuten später ab. 10 Stunden Fahrt liegen vor uns, wenn wir nicht zu müde sind, steht für den selben Abend noch ein bisschen Party an. Wieder ist die Landschaft atemberaubend. Es geht durch hellgrüne Berglandschaft, tiefe Schluchten und Täler liegen manchmal beidseits des Weges.

Unterwegs wird frisches Obst verkauft, orangene Blumen am Wegesrand. Und immer wieder Polizei! Bereits in den ersten 4 Stunden werden wir dreimal kontrolliert, was eigentlich noch nicht mal viel ist! Die örtliche Rebellenorganisation wurde in den letzten Jahren weit zurückgedrängt und man will, dass es so bleibt! In den Tälern spürt man bereits die feucht-warme Luft hereinströmen. Der Gedanke daran, dass man hoffentlich nie wieder die warme Winterjacke anziehen muss, sorgt für ein Lächeln. Der Nachmittag vergeht, der Bus ist nicht wirklich der bequemste, wir dafür schon spät dran und langsam wird es echt Zeit, dass man ankommt, als wir unvermittelt anhalten. Kurze Zeit später kommt Blaulicht von hinten angefahren, der Motor wird abgestellt. Diesmal ist es keine Polizei, sondern Ambulanz! Später werden wir herausfinden, dass vor uns Schlammlawinen auf 50m und nochmal auf 20m abgegangen sind. Wir sitzen erstmal fest, aber es hätte schlimmer kommen können. Die Ambulanz wird in den nächsten Stunden etwa 20mal an uns vorbeirasen! Es wird spät… dann wird es früh! Der Schreihals zwei Reihen vor mir kann schlecht schlafen, ich dementsprechend auch. Der Morgen graut bereits, als die Straße geräumt ist. Mit ca. 12 Stunden Verspätung kommen wir in Cali an! Kann nur besser werden!

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