Nach der Horrorbusfahrt war der Einstieg von erhöhter Lethargie geprägt – ich war tierisch müde, das Wetter schwül, man kanns ja mal langsam eingehen lassen. Nachmittags geht’s ins Einkaufszentrum Chipie-Chapie, welches im Volksmund auch als Silicon Valley bekannt ist – Catwalk der frisch operierten! Ob jung, ob alt, hier hat die Schwerkraft keine Macht über die Körper… Cali ist laut Lonely Planet die Welthauptstadt für Schönheits-OPs. Nachdem die wichtigsten Einkäufe erledigt waren (SIM-Karte und mittlerweile das 4. Paar Flip Flops), werden Sebastian und ich von unsichtbarer Hand in einer Bar in der Mitte des Zentrums geführt, die Hooters spielend hätte Konkurrenz machen können.
Abends geht’s dann trotz Müdigkeit ins Disco-Viertel. Erste Anlaufstelle eine Salsa-Disco, geile Musik (leider vom Band), heiße Rhythmen – nicht nur das Auge ist erfreut. Weiter geht’s in eine eher westliche, gut besuchte Bar mit Live Musik – die letzten Absacker, um 3 Uhr lieg ich im Bett. Sonntags steht im Zeichen der Erholung, jedoch stehen wir zum Wochenauftakt früh auf. Der angedachte Besuch der Haciendas entfällt wegen Ruhetag, anstelle verschlägt es uns in den städtischen Zoo, der als der beste Kolumbiens angepriesen wird. Beidseitig des Rio Cali gelegen, wartet er mit einem begehbaren Vogel- und Schmetterlingshaus auf und gehört definitiv zu den besten Zoos, die ich jemals besucht habe.
Daneben wird einiges für die Bildung der Bevölkerung getan: Gleich zu Beginn wird man ins Kino gelotst, wo es einen Leitfaden für das richtige Verhalten im Zoo zu sehen gibt, zudem wird die Bedeutung von Wasser und die Artenvielfalt Kolumbiens herausgearbeitet. Alles in allem ein lohnenswerter Besuch, mit kleinen Abstrichen für die Cali-Mücke – war zwar kein Ausstellungsstück, aber allgegenwärtig.
Abends werden wir von Andres – einen Freund, den wir am Cotopaxi kennengelernt haben – in sein Haus eingeladen. Schöne Bude, nette Aussicht, gewaltbereiter Papagei. Bei Bierchen und örtlichen Spezialitäten wird bis spät in die Nacht gequatscht. Beachtenswert sein Hinweis zum Umgang mit künstlicher Oberweite in der Praxis: „Die Mädels werden oft von Narcos gesponsort, schaut sie nicht an, denkt nicht mal dran sie anzuschauen – ihre Kerle sind eifersüchtig und sie diskutieren nicht!“ – das ist gar nicht so einfach. Aber aus Sicherheitsgründen werde ich aber keine Fotos machen.
Dienstags splitten Sebastian und ich unsere Reisegruppe nun endgültig auf. Während es ihn bereits an den Amazonas verschlägt, werde ich es noch ein paar Tage in Cali ruhig angehen lassen (Salsa, Bier, Live Musik mit Andres und anderen). Donnerstags geht es gegen Mittags weiter nach Medellin, wo ich bei Freunden unterkommen soll. Am Busbahnhof werde ich von einer recht jungen Studentin angequatscht, die auch auf den Weg nach Medellin ist. Nach der Pause, in der ich nochmal ein paar Sätze mit ihr wechsel, geraten wir recht schnell in einen Stau – eine Straßenseite ist weggebrochen und wir verlieren über 4 Stunden. Da wir erst nach Mitternacht ankommen, habe ich meinen Freunden schon mal abgesagt. Am Busbahnhof in Medellin blättere ich im Lonely Planet auf der Suche nach einem Hostel, als ich von einem Mann angesprochen werde, ob ich Hilfe benötige. Stellt sich heraus, dass es sich um den Vater der Kleinen aus dem Bus handelt. Nach kurzer Unterhaltung, in der ich nicht viel verstehe, schnappe ich auf, dass man mich für die Nacht zu sich nach Hause einlädt… Mama hat immer gesagt, ich soll nicht zu Fremden ins Auto steigen – aber es ist Kolumbien, da mach ichs halt mal ;)
In der Wohnung angekommen, bekomme ich ein Abendessen und das Zimmer von Marcella zugeteilt. Ich höre heraus, dass die Familie recht religiös ist, auf dem Nachttisch liegt ein Heftchen mit altem Gemäuer als Titelbild und der Aufschrift „Ayatolla“ – Blick in den Übersetzer: Wachtturm, war ja klar… Am nächsten Morgen gibt es Frühstück, frisches Handtuch und volle Aufmerksamkeit der gesamten Familie. Mir wird angeboten, dass ich doch noch länger bleiben könne, unter schwachem Protest werde ich nach dem Lunch ins Zentrum gefahren, wo ich mir zunächst ein Hotel suche (meine Freunde sind das Wochenende nicht in der Stadt). Nachmittags treffe ich mich mit einer Freundin, die ich in Chile kennengelernt habe. Nach einigen Drinks geht’s in die Calle10, der Partymeile Medellins, ins Blue. Hierbei handelt es sich um eine (Hard)Rock-Disco, Stimmung ist ausgelassen, die Menge tobt sich zu u.a. Nirvana, Offspring, aber auch Rammstein aus. ICH WILL später noch ne Kleinigkeit essen, Estefania und ich kaufen uns noch eine Flasche Aquadiente dazu – diese gibt uns endgültig den Rest! Um 5 Uhr komme ich im Hotel an, der versuch mich auszuschlafen scheitert an der Lautstärke im Hotel. Samstags bin ich am Arsch und taue eigentlich erst gegen 22 Uhr wieder auf – erneut das Blue, erneut geht’s lang… Am kommenden Tag, ziehe ich dann in die Bude von Estefania und ihrem Bruder auf die Couch – mein Hotel war einfach zu laut. Für heute steht eine kleine Städtetour auf dem Plan. Vllt geht’s im Laufe der Woche noch in Richtung Rio Claro – ein idylisches Stück Natur 3 Stunden außerhalb von Medellin.
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