Pünktlich um 7:30 Uhr fährt unser Bus Richtung Sandakan ab.
Unser Ziel – die Orang-Utan Aufzuchtstation - sollen wir ca. 4 Stunden später
erreichen. Doof nur, dass der Bus etwas rumzickt… Noch doofer, dass wir morgens
auf ein Frühstück verzichtet haben. Geradeso schaffen wir es noch zur
nachmittaglichen Fütterung um 15 Uhr den Park zu erreichen. Den Snack, den wir
mitnehmen möchten, müssen wir noch schnell herunterschlingen, da man natürlich
nix mitnehmen darf, was die Aufmerksamkeit der Affen erwecken würde.
So hungrig
wie ich war, hätte ich diesen aber eh gegen jede Horde verteidigt – der Guide
wollte es trotzdem nicht zulassen. Noch während wir uns unterhalten, raschelt
es im Bambus und im nächsten Moment hangelt sich ein Jungtier herunter und wartet direkt neben dem Eingangstor – dichter
werden wir nicht mehr herankommen.
Auf einem kleinen Pfad geht es durch den Dschungel hindurch
zur Besucherplattform. Zweimal am Tag werden die Orang-Utans – was sich mit „Mann
des Waldes“ übersetzen lässt – gefüttert. Eine Garantie, dass sich tatsächlich
auch Exemplare zeigen, hat man nicht. Da die Viecher aber nicht blöd sind,
finden sich kurz vor Fütterungsbeginn neben den obligatorischen Chinesen und
Koreanern, auch 6 Affen ein und lassen sich ihre zweite Mahlzeit schmecken.
Denen geht’s besser als mir – mein Magen knurrt immernoch. Da die weiteren
Pfade in den Dschungel aufgrund von Wartungsarbeiten geschlossen sind, laufen
wir etwas später zurück Richtung Eingang.
Wir müssen noch bis 18 Uhr warten, da
will uns Gordon – ein 45jähriger Couchsurfer aus Sandakan – aufgabeln. Aufgrund
der Krankheit seiner Mutter ist er sich noch nicht sicher, ob er uns hosten
kann und so werden wir noch während wir warten auf ein Schild aufmerksam,
welches eine nahegelegene Lodge mit Pool anpreist. Wir sind durchgeschwitzt,
die Kleidung klebt an uns und es ist sehr verwunderlich, dass wir mit unserem
Geruch die Affen nicht vertrieben haben, daher entschließen wir uns, die Nacht
in Sepilok zu verbringen und erstmal zu duschen. Zumal die Lodge ein echt
schönes Ambiente mit Teich und Dschungel vor der Haustür zu bieten hat. Gordon nimmt uns mit in die Stadt, wo wir zusammen eine
Kleinigkeit essen und etwas quatschen. Er lädt uns ein und hat ein schlechtes
Gewissen, dass wir in der Nacht in einem Hostel pennen und nicht bei ihm.
Nach
dem Essen nimmt er uns noch mit in seine Wohnung, an den Wänden kann man sein
fotographisches Talent bewundern. Für den nächsten Tag besteht er drauf, dass
wir seine Gäste sind.
Aber zunächst mal stehen wir früh auf, um ins
nahegelegene Rainforrest Discovery Center zu gehen. Da die meisten Touristen um
diese Zeit den benachbarten Affen beim Essen zuschauen, haben wir die kleinen
Trails weitgehend für uns allein. Vom 30m hohen Canopy Walk hat man einen
schönen Ausblick über die grüne Hölle und kann mit etwas Glück auf Wildlife
spotten. Wir haben Glück – zwei Squirrels bahnen sich direkt vor uns den Weg
durchs Geäst. Als Models taugen sie leider nicht wirklich, immer wenn man sie
gerade im Fokus hat, springen sie zum nächsten Ast – miesen Biester!
Wir nehmen noch einen kleinen Nebenpfad und laufen durch den
Matsch. Sehen tut man nicht viel, riesige Ameisen kreuzen den Weg. Etwas
kleinere Exemplare haben ihren „Highway“ direkt daneben – schier endlose
Kolonnen bahnen sich durch den Wald. Als wir warten entdecken wir einen kleinen
Wurm auf einem abgebrochenen Zweig, der uns seinen Kopf entgegenstreckt. Kaum
hebt man den Ast auf setzt er sich Richtung Hand in Bewegung und legt dabei ein
enormes Tempo vor. Er scheint Augen zu haben, denn sobald man den Zweig in die
andere Hand nimmt, wechselt er seine Richtung. Während wir noch mit dem einen „spielen“
hat ein anderer Nicks Schuh in Besitz genommen und versucht sich Richtung Bein
vorzuarbeiten. Der Versuch ihn mit einem Stock runterzustoßen erweist sich als
schwierig, der haftet einfach zu gut. Ich hab so Viecher zwar noch nie vorher
gesehen, aber ich vermute, dass es sich um Blutegel handelt. Allein der Gedanke
daran und die Vorstellung von Würmern, die sich durch die Haut an einem
festsaugen, um das Blut zu trinken, sind einem nicht geheuer. Wie wird man die
Dinger danach eigentlich wieder los? Wir wissen es nicht und haben auch keine
wirkliche Lust, das herauszufinden. Wir entwickeln eine regelrechte
Blutegel-Paranoia und schauen alle paar Minuten, ob nicht wieder ein Wurm an
einem hochkrabbelt.
Unbeschadet verlassen wir wieder den Wald. Nach einer kurzen
Dusche geht es mit dem Bus weiter zur Krokodil-Farm, angeblich die größte in
ganz Malaysia. So wirklich groß kommt sie uns nicht vor, was man von einigen
Exemplaren aber nicht behaupten konnte. Aber in der Mittagshitze liegen die
Handtaschen eher teilnahmslos in der Sonne rum…bis die Fütterung beginnt,
plötzlich werden sie ja doch noch munter.
Neben den Krokodilen wird noch ein – definitiv nicht
artgerechter – Kleintierzoo unterhalten. Bereits von weitem hört man ein
Fiepsen aus einem der Beton-Gefängnisse. Als wir es erreichen entdecken wir
zwei süße Fischotter, die versuchen senkrecht die Wand hochzugehen. Direkt über
ihnen sind in durchsichtigen Plastikbottichen halbtote Fische in Sichtweite
untergebracht, die der Besucher für ein kleines Entgelt verfüttern darf. Und in
ihrer Zeit im Knast haben die Otter betteln gelernt – ist aber auch gemein, das
Futter in Sichtweite zu haben und nix zu bekommen. Naja, mit uns treffen sie
aber auf zwei Weicheier, die für derlei Bettelei empfänglich sind.
Gordon holt uns in seiner Mittagspause von der Krokodil-Farm
ab, es gibt ein schnelles Mittagessen, danach zeigt er uns sein Kloster. Fotos
in Gotteshäusern – egal welcher Art – aufzunehmen, ist mir nie wirklich
geheuer. Erst nach mehrfachem Auffordern, schieße ich ein paar Fotos, während
Gordon betet. Da er wieder zurück zur Arbeit muss, setzt er uns am English Tea
House ab. Auf einem Hügel über der Stadt, haben wir bei einem guten Kuchen
einen schönen Ausblick über die Stadt und das Meer. Wir sprechen darüber, wie
wir die letzten Tage unseres Urlaubs verbringen wollen.
Eigentlich hatten wir
vor, den Mt. Kinabalu zu besteigen, was ca. 150 Euro kosten sollte. Nachdem wir
dann aber einen neuen Preis von 300 Euro pro Person genannt bekommen, ist uns
das definitiv zu viel. Zumal wir auch noch etwas Stand und Sonne abbekommen
möchten, entschließen wir uns, nach Langkawi zu fliegen – ein Inselparadies im
Nordosten Malaysias. Die Absprache mit Ken, Wayne und Julia laufen bereits wann
und wie wir am besten dort hin gelangen, als uns Gordon wieder abholt. Er hat
am Vorabend von der spontanen „Preiserhöhung“ mitbekommen und hat seine
Arbeitszeit (er ist Filialleiter einer Bank) dazu genutzt, für uns etwas
Recherche zu betreiben. „Gute Nachrichten für uns“ wie er mein – er hat uns die
Mt. Kinabalu-Tour für ca. 150 Euro arrangiert. Das war´s dann mit dem
Standurlaub, aber so ne Chance muss man einfach nutzen.
Abends gehen wir Lobster essen und machen anschließend noch
einen Abstecher in sein Lieblingsrestaurant für Stachelrochen – die Dinger
sehen unter Wasser nicht nur gut aus, sie schmecken auch hervorragend! Nach dem
Essen schauen wir noch kurz in seinem Elternhaus vorbei, um das er sich
aufgrund der Krankheit seiner Mutter auch kümmern muss. Wir erfahren von seiner
Abneigung gegenüber Gekkos, da die das Haus verschmutzen. Ich mag die kleinen
Eidechsen eigentlich, aber als er das Blasrohr rausholt, packt auch mich das
Jagdfieber. Während ich verfehle, macht er es aber deutlich „besser“ und
zerlegt einen, der dummerweise direkt auf dem Hausaltar stirbt – das darf
natürlich nicht sein. Um Vergebung bittend werden ein paar Rauchstäbchen
angezündet.
Die Nacht verbringen wir in den wohl bequemsten Betten
bisher. Während wir ausschlafen, kümmert sich Gordon noch um Teile unserer
Wäsche, organisiert den Bus in den Kinabalu-Nationalpark und besorgt uns
Reiseproviant. Als er uns um kurz nach 12 Uhr in seiner Mittagspause abholt,
sind wir gut erholt und haben fast ein schlechtes Gewissen. Die zwei Tage in
Sepilok und Sandakan bleiben definitiv in guter Erinnerung – Couchsurfen ist
einfach eine gute Möglichkeit fürs Reisen.