Montag, 30. Januar 2012

Quito, Vulkane und Einreise nach Kolumbien

Nach Galapagos sind wir in Quito in einem alten, recht schnuckligem Hostel nahe der Altstadt untergekommen. Der folgende Tag ging für Organisation drauf. Für Sebastian ging es darum vom Reisebüro zu viel gezahltes Geld zurückzubekommen, ich musste noch einige Telefonate führen. Abends hat es extrem angefangen zu regnen (irgendwas hatte ich doch vermisst die letzten Tage), Minuten später sitzen wir im Dunkeln – Stromausfall im Viertel! Kurz bevor wir einige Stunden später für ein paar Bier in die Neustadt aufbrechen, springt die Beleuchtung wieder an. Die Neustadt Quitos mutet sehr westlich an, Kneipen, Fast Food, NBA-Übertragung auf dem Sportkanal. Dallas vs. Phoenix. Nowitzki spielt nicht – ist wohl am Knie verletzt. Auch die Bierpreise sind vergleichbar mit europäischen Großstädten.
Bei zunächst blauem Himmel wird am Folgetag die Altstadt besichtigt. Bei schönem Wetter (es hat nicht geregnet) sehen die alten Kolonialbauten auch gleich viel besser aus. Nach dem Frühstück (für 1,50 USD) geht´s zur alten Kathedrale, hier ergibt sich die Möglichkeit auf den Glockenturm zu steigen und die Aussicht zu genießen – wenn man schwindelfrei ist. Angesichts der steilen, langen Leitern sind die Knie manchmal etwas weicher als sonst. Obwohl Quito echt einiges zu bieten hat, zieht es uns wieder raus.
Für die nächsten zwei Tage haben wir Ausflüge zu den nahegelegenen Vulkanen gebucht. Bereits zur unchristlichen Zeit geht es morgens um 7 Uhr Richtung Cotopaxi, einem der höchsten noch aktiven Vulkanen mit ca. 5.900m. Nach einer Stunde Fahrtzeit erreichen wir die Basisstation, Fahrräder werden zugeladen, unsere Rucksäcke in die Lodge verfrachtet. Ich komme mit Tina und Andi ins Gespräch, Geschwisterpaar aus Karlsruhe, beide zum zweiten Mal in Ecuador. Wenn sie vom Aufstieg auf den Cotopaxi erzählt (sie hat die Tour bereits im vergangenen Jahr schon einmal gemacht), strahlt sie übers ganze Gesicht – die Vorfreude steigt entsprechend auch bei mir. Der Bus bringt uns auf 4.500m, von dort beginnt der Aufstieg zu Fuß Richtung Gletscher. Ich fühle mich dabei recht gut und muss vom Guide mehrfach zurückgepfiffen werden, da ich der Gruppe enteilt bin. Mittlerweile geht es schon durch Schnee und auf einer Anhöhe kreuzen frische Wolfsspuren unseren Weg. Während wir warten reißt der Nebel kurz auf und am Rande unseres Sichtfeldes kann ich den Burschen erkennen, wir er parallel zu unserem Weg läuft – die Nebelschwaden umhüllen ihn aber schnell wieder.
Bei 4.900m ist dann Schluss für uns, ohne Ausrüstung wäre ein weiterer Aufstieg zu gefährlich. Nach dem Abstieg schwingen wir uns auf die Räder. Deutlich schlechtere Qualität zwar als auf der Death Road. Ohne das ständige Gefühl dem Tod nahe zu sein, fährt es sicher aber wesentlich befreiter. Zumal insbesondere auf dem ersten Teilstück der Nebel das Panorama versteckt, liegt der Fokus ganz klar auf Geschwindigkeit. Auf den Pedalen stehen, Knie gegen den Sattel gedrückt, kann man die Schlaglöcher und Mulden ganz gut abfedern. Auf dem Flachstück nach der ersten Abfahrt sind Sebastian und ich alleine weit vor der Gruppe. Hieran schließt sich ein zweites steiles Teilstück an. Autos kommen einem vereinzelt entgegen, in kurzen Augenblicken entscheidet man sich für die Ideallinie und versucht die stärksten Einschläge zu vermeiden. Vor mir tut sich ein großer, sehr tiefer Krater quer über die ganze Straße auf. Vollbremsung bis zum letzten Moment, dann das Vorderrad hochziehen. Harter Einschlag, Sturz vermieden. Hinter mir das Bremsgeräusch von Sebastian, Hinterrad geht weg und er schlittert über den Boden – harmloser Sturz. Es war die letzte Kurve und wir warten lange auf den Rest der Gruppe, von denen überhaupt nur ein paar unten ankommen.
Nach dem Lunch bleiben wir zusammen mit zwei Amerikanerinnen für die Nacht in der Lodge mitten auf dem Land. Vor dem Abendessen wird sich noch kurz die Beine vertreten, Äcker und Kuhweiden, wie man sie auch in ländlichen Gebieten Deutschlands finden würde. Wir kommen an einem Mann vorbei, er steht knietief im Wasser und spricht uns an. Er benötigt offensichtlich Hilfe, da sich aufgrund der heftigen Regenfälle Treibholz unter der Brücke verkeilt hat, welches er entfernen möchte. Mit einem Seil ziehen wir daraufhin zu Dritt massenweise große Äste und Wurzeln hervor. Unterstützung erhalten wir dabei von seinem Vater, der auf einen Stock gestützt kluge Ratschläge verteilt. In der Lodge ist es echt ruhig, aber die Dusche ist die beste, die ich in den letzten 3 Monaten hatte – dies wird entsprechend ausgiebig genutzt.
Morgens werden wir erneut aufgesammelt und Richtung Quilotoa gefahren, ein mit Wasser gefüllter Krater. Zuvor geht es aber noch auf die lokalen Tier- und Handwerksmärkte. Insbesondere die Schweine scheinen keinen großen Stellenwert zu besitzen, eingepfercht und getreten – für ein westliches Auge kein schöner Anblick. Die weitere Strecke zum Quilotoa ist wirklich malerisch. Grüne, geschwungene, kahle Kuppen, erinnert etwas an die Hochrhön.


Trotz Nebel haben wir Glück, der Anblick auf den Kratersee unter uns ist frei. Wir steigen mit der Gruppe zum Ufer hinab, meines Erachtens einzig und allein aus einem Grund: Unten werden Pferde angeboten, mit denen man für 8USD nach oben befördert wird. Ich bleibe geizig, will mir das Mittagessen verdienen. Durchgeschwitzt und außer Atem komme ich oben an – 8 USD? Der Preis wäre es wert gewesen. Zurück nach Quito, wir möchten noch den Bus nach Tulcan, an der kolumbianischen Grenze erreichen. Am Bus-Terminal haben wir Glück, unser Bus fährt bereits 10 Minuten später ab. Nach 5 Stunden kommen wir gegen 1 Uhr nachts im Grenzort an, unser Hotel liegt direkt am Busbahnhof. Ich bin sicher, dass es auch stundenweise vermietet wird, aber wegen der Nacht will man nicht meckern.
Um 7 Uhr geht’s über die Grenze, die Einreiseformalitäten werden schnell erledigt. Am Busbahnhof in Ipiales, dem Grenzort auf der kolumbianischen Seite, werden Tickets nach Cali erworben. Wieder Glück gehabt, der Bus fährt bereits 15 Minuten später ab. 10 Stunden Fahrt liegen vor uns, wenn wir nicht zu müde sind, steht für den selben Abend noch ein bisschen Party an. Wieder ist die Landschaft atemberaubend. Es geht durch hellgrüne Berglandschaft, tiefe Schluchten und Täler liegen manchmal beidseits des Weges.

Unterwegs wird frisches Obst verkauft, orangene Blumen am Wegesrand. Und immer wieder Polizei! Bereits in den ersten 4 Stunden werden wir dreimal kontrolliert, was eigentlich noch nicht mal viel ist! Die örtliche Rebellenorganisation wurde in den letzten Jahren weit zurückgedrängt und man will, dass es so bleibt! In den Tälern spürt man bereits die feucht-warme Luft hereinströmen. Der Gedanke daran, dass man hoffentlich nie wieder die warme Winterjacke anziehen muss, sorgt für ein Lächeln. Der Nachmittag vergeht, der Bus ist nicht wirklich der bequemste, wir dafür schon spät dran und langsam wird es echt Zeit, dass man ankommt, als wir unvermittelt anhalten. Kurze Zeit später kommt Blaulicht von hinten angefahren, der Motor wird abgestellt. Diesmal ist es keine Polizei, sondern Ambulanz! Später werden wir herausfinden, dass vor uns Schlammlawinen auf 50m und nochmal auf 20m abgegangen sind. Wir sitzen erstmal fest, aber es hätte schlimmer kommen können. Die Ambulanz wird in den nächsten Stunden etwa 20mal an uns vorbeirasen! Es wird spät… dann wird es früh! Der Schreihals zwei Reihen vor mir kann schlecht schlafen, ich dementsprechend auch. Der Morgen graut bereits, als die Straße geräumt ist. Mit ca. 12 Stunden Verspätung kommen wir in Cali an! Kann nur besser werden!

Sonntag, 22. Januar 2012

Galapagos - I love Boobies!!

Acht Tage auf den Galapagos-Inseln liegen hinter mir (Anm.: Und ca. 6 Stunden Arbeit an diesem Post - Bilderauswahl ist echt ne Qual!) und ich bin absolut begeistert – Landschaft, Tierwelt, Unterwasserwelt, Wetter…aber der Reihe nach (und gleich die Warnung, ich habe mich versucht kurz zu fassen - es ist wohl beim Versuch geblieben, aber umso mehr Fotos kann ich posten;) ). Als ich letzten Sonntag auf Baltra – einem ehemaligen US-Army Stützpunkt – gelandet bin, hat mich mein Guide Johann schon sehnsüchtig erwartet. Nachdem er genug über meine Fluggesellschaft geschimpft hat (sie ist immer als letztes dran und hat dann auch noch Verspätung), geht es mit dem Bus an den Hafen, wo unser Boot, die Guantanamerra, vor Anker liegt. Noch während wir auf das Schlauchboot-Shuttle warten, mache ich bereits Bekanntschaft mit den ersten Galapagos-Seelöwen, die sich vorm Steg im Wasser tummeln.
Wir legen Richtung Santa Cruz ab, wo noch am Nachmittag der erste Landgang ansteht. Vom Oberdeck aus sehe ich bereits die ersten Haie vorm Boot, etwas später den ersten Rochen und eine Meeresschildkröte, Fregattvögel begleiten uns – das lässt sich gut an. Am Strand wartet eine kurze Wanderung auf uns, stets mit der nötigen Vorsicht, da sich abseits der Wege Schildkrötennester befinden. Am Ende der Wanderung kommen wir an eine Lagune und wir haben tatsächlich Glück – 4 Flamingos schlürfen Krebstierchen. Die pinken Vögel sind noch auf Galapagos heimisch, allerdings haben sie in den letzten Jahren verstärkt mit eingeführten Tierarten zu kämpfen (wie die meisten anderen einheimischen Tierarten), aber auch El Nino hat stark zugesetzt. Nachdem wir noch kurz geschnorchelt haben, geht’s zurück zum Schiff. In einem kleineren Hafen werden die Vorräte aufgefrischt, wir bekommen unser Briefing für den nächsten Tag, welches jäh unterbrochen wird – schnelle kleine Plantscher gefolgt von einem großen… Ein Seelöwe nutzt die erhellte Fläche um unser Boot zur Jagd. Eine halbe Stunde später gesellen sich noch ein weiterer Seelöwe und 3 Galapagos-Haie von 3m Länge hinzu. Die Viecher flößen einem schon Respekt ein, wenn sie so um das Boot herumgleiten.
Am nächsten Morgen steht zunächst South Plaza auf dem Programm, eine recht kleine Insel, die aber von Tieren im Überfluss bevölkert werden. Wir landen mit dem Schlauchboot und haben Schwierigkeiten von der Treppe wegzukommen, da ein Seelöwenbaby (höchstens zwei Wochen alt) einfach im Weg liegen bleibt und uns neugierig betrachtet. Das erste Mal, dass wir die zwei Meter Mindestabstand nicht einhalten, es wird nicht das letzte Mal bleiben. Bereits in den ersten Minuten sehen wir massenweise Seevögel, die keine Scheu zeigen. Meeresleguane liegen faul in der Sonne und wärmen sich auf. Nur auf Galapagos gibt es Leguane, die gelernt haben zu schwimmen und sich von Algen ernähren – dabei tauchen sie bis zu 12 Minuten.
Direkt daneben die ersten Land-Leguane. Auf South Plaza gibt es auch einige Mischlinge (Meeresleguan-Männchen vergewaltigt Landleguan-Weibchen) – das fortpflanzungsfähige Alter erleben diese Mischlinge aber nicht. Ein rot-grüner Pflanzenteppich und verknorrte Bäume geben der Insel einen speziellen Touch. Nach einer Stunde ist unsere Zeit auf der Insel vorbei – der Galapagos National Park hat für jedes Schiff einen bestimmten Zeitplan ausgearbeitet, um die menschliche Aktivität auf jeder Insel zu kontrollieren.
Drei Stunden Überfahrt nach Santa Fe, schön in der Sonne liegen und Ausschau halten. Haie, Seehunde, Schildkröten kreuzen unseren Weg und ein Manta-Rochen schlägt einen Salto, um die Parasiten loszuwerden – hier tobt das Leben. In Santa Fe angekommen ankern wir in einer Lagune mit kristallblauem Wetter, Mittagessen und etwas rasten. Ein Sprung vom Oberdeck verschafft Abkühlung. Am Steinufer brüllen die Seelöwen. Während die Männchen mit einem tiefen Gröhlen ihr Revier abstecken, hört sich das Geblöke der Weibchen wie das Kotzen nach einer durchzechten Nacht an…
Es geht raus zum Schnorcheln. Jede Menge farbenprächtige Fische, die ersten Rochen, dann plötzlich der Ruf „Shark“… Ich drehe mich um, schwimme zu den anderen, da ist er schon wieder weg… Was heisst schon weg, ich bin sicher er kann uns sehen. Es geht weiter, ich schwimme relativ weit vorne beim Guide als ich unter mir zwei weiße Punkte auf grauem Hintergrund sehe. Flossen… Zwei Weißspitzenhaie in einer Höhle. Auch wenn ich nicht mehr als die Schwanzflossen sehen konnte: Meine beiden ersten Haie unter Wasser – endlich!
Weiter geht’s Richtung Strand, weitere Rochen und Meeresschildkröten schwimmen uns noch übern Weg. Dann werden wir eingesammelt und an eine andere Stelle, dichter an die Seelöwen-Kolonie verfrachtet. Wieder im Wasser schwimme ich keine Minute als ich direkt unter mir zwei Haie langsam durchs Wasser gleiten sehe. Der kalte Schauer war nicht nur dem deutlich kühleren Wasser geschuldet. Wir schwimmen weiter, deutlich weniger Fische und plötzlich eine schnelle Bewegung. Ein Seelöwen-Männchen taucht unter uns durch und beobachtet uns neugierig. Manchmal kommt es so dicht an uns ran, dass wir es anfassen könnten. Das ist so geil, nicht mal im Zoo bekommt man sowas geboten. Auf dem Rückweg zum Boot erkenne ich am Boden noch eine Wasserschlange – tödlich giftig.
Landung am Strand, wo die Seelöwen auf uns warten. Selbst die kleinsten, kaum eine Woche alt, sind Profis vor der Kamera: Entweder verspielt oder stolz auf die Vorderflossen gestützt, Kopf in den Nacken wird posiert. Auf Santa Fe ist deutlich weniger Leben als auf South Plaza (aber deutlich mehr als auf vielen anderen Inseln): Ein Galapagos-Habicht, jede Menge Eidechsen und einige recht große Land-Leguane werden gesichtet. Auch der Galapagos-Habicht existiert ausschließlich auf Galapagos. Er ernährt sich u.a. von Seelöwen-Babys, gut, dass ich das nicht sehen musste.
Nach dem Abendessen geht es weiter nach Espanola, der ältesten Insel des Archipels. Weißer Korallen-Strand, Seehunde die für uns posieren und ein relativ unspektakulärer Tauchgang (einige Rochen und Schildkröten, einen Hai und jede Menge Fisch) sind das Programm des Morgens. Später am Vormittag noch ein weiterer Tauchgang: Bereits bevor wir ins Wasser steigen wartet ein Seelöwe auf uns. Wieder dasselbe Prozedere: Er taucht unter uns durch, schwimmt auf uns zu, will spielen – wir dürfen nicht. Er versucht echt alles, schreckt auch nicht davor uns in die Flossen zu beißen.
Am Nachmittag fahren wir an eine andere Stelle und landen nochmal auf Espanola. Viele Vögel – vor allem Nasca-Boobies, aber auch einige Blue Footed Boobies (Blaufuss-Tölpel) sitzen und fliegen entlang unserer Strecke. Wieder mal muss man aufpassen, dass man nicht drauf tritt. Über uns schweben die Fregatt-Vögel auf der Suche nach Futter. Außer die Männchen mit ihrem roten Luftsack unterm Kinn, haben diese großen Vögel nicht viel zu bieten – ich mag sie nicht und sie haben insgesamt nen recht schlechten Ruf. Da sie nicht in der Lage sind zu tauchen oder zu schwimmen (das Gefieder ist nicht geeignet), müssen sie den anderen Vögeln das Futter streitig machen. Und das machen sie recht nachdrücklich! Einzelne Tropical-Birds, weiße Vögel mit recht langem weißen Schwanz, haben nur noch Stummelschwänze.

Ansonsten wird auch gerne der Moment abgewartet, wenn das Junge gefüttert wird, um zu attackieren! Als wäre das nicht schon genug, werden Nester geplündert – nicht etwa, um das Junge zu essen… Nö, es bekommt die ersten Flugstunden. Wird fallen gelassen, wieder aufgefangen, erneut fallen gelassen usw. Überlebenschance gleich null. Dafür rächen sich die Rotfuss-Tölpel: In Gruppen werden die jungen Fregatt-Vögel attackiert und getötet – sowieso komisch, dass die Natur so einen großen Parasiten zulässt…
Auf unserem Weg liegt auch das sogenannte Blowhole, bei Wellengang wird durch dieses Loch ab und an ein Geysir hochgeschossen. Das Glück bleibt uns treu: Obwohl es zu dieser Jahreszeit eigentlich keine Albatrosse mehr auf Espagnola geben sollte, finden wir noch ein paar Jungtiere vor – gut möglich, dass sie sich in den kommenden Tagen wagen, bei günstigem Wind von den Klippen zu stürzen.
Über Nacht geht es weiter nach Fernandina, zu Beginn ein Landgang. Fernandina war die erste besiedelte Galapagos-Insel. 1929 sind einige Deutsche hier hin ausgewandert, ihre Nachfahren leben noch heute auf den Inseln. Hinter einem Bergrücken geht es zu einem Sandstrand herunter. Baden ist gefährlich, direkt am Ufer tummeln sich immer mehrere Dutzend Stachelrochen. Wir gehen trotzdem einige Schritte ins Wasser, immer schön mit den Füßen flach am Boden. Wie gefährlich die Viecher sein können, hat der verrückte australische Krokodil-Hunter (Namen vergessen) vor einigen Jahren erfahren. Ein Stich ins Herz hat seinen Tod herbeigeführt. Ganz so schlimm sollte es für uns nicht werden, aber ein Stich in die Wade hätte das Ende der Tour bedeutet. Dazu sollte es aber nicht kommen – durch den Wellengang gab es zwar mehrfach Körperkontakt, aber das war´s auch schon. Dieser Morgen war der einzige Zeitpunkt, wo es richtig geregnet hat – trotz Regenzeit, wir haben einfach Glück gehabt.
Aber der Regen war auch nicht weiter schlimm, weil anschließend eh der nächste Tauchgang auf dem Plan stand. Bereits nach kurzer Zeit sehe ich in einer Höhle einige Weißspitzen-Haie. Unser Guide taucht runter, 5 Haie gleiten aus der Höhle und schwimmen im flachen Wasser um uns herum – und weitere Exemplare befinden sich noch immer in der Grotte, insgesamt schätzen wir die Anzahl auf 15-20! Wir schwimmen weiter raus, im 12m tiefen Wasser hoffen wir, Hammerhaie sehen zu können. Obwohl die Sicht recht gut ist, sieht man kaum, was sich auf dem Grund abspielt. Wieder mal viele Rochen, nachdem wir die Stachelrochen bereits morgens gesehen haben, kommen jetzt noch kleinere Manta-Rochen, Spotted Eagle Rays und goldene Rochen hinzu, teilweise in Schwärmen bis zu 20 Exemplaren.
Und plötzlich eine Bewegung am Boden – der hammerförmige Kopf ist deutlich zu erkennen. Ich rufe es der Gruppe zu und trinke erstmal einen Schluck Salzwasser, hätte den Kopf vllt aus dem Wasser heben sollen. Dann kann ich den ca. 3m langen Hai noch für einige Sekunden beobachten. Anschließend steige ich ins Begleitboot, die Maske drückt extrem.
Während dem Mittagessen geht’s weiter zur Post Office Bay. Hier haben Walfänger vor einigen Hundert Jahren eine Poststation eingerichtet. Briefe wurden in die Fässer gesteckt und von anderen Schiffen Richtung Hafen mitgenommen. Heute noch gibt es die Tradition, dass Postkarten eingeworfen werden und von anderen Reisenden persönlich zu Hause abgeliefert werden. In der Gruppe haben wir schnell die ca. 500 Postkarten aufgeteilt und durchgesehen. Aus Frankfurt gab es keine Karte, lediglich aus Fulda. Nach genauerem Betrachten, habe ich mich entschlossen, nicht die Karte von Sebastian mitzunehmen – wäre ja langweilig. Mal schauen, wann meine Karte zu Hause ankommt – ich habe mich für den Blue Footed Boobie als Motiv entschieden.
An der Bay gibt es auch einen Lavatunnel, eine Grotte die uns bis auf 20m unter die Erde führt und eine Verbindung mit dem Meer aufweist, allerdings unter Wasser. Unser Ziel war es, das andere Ende der Wand zu erreichen. Die letzten 40m musste man schwimmend in absoluter Dunkelheit durch das ca. 12 Grad warme Wasser zurücklegen. Eine echte Überwindung, dafür war aber der anschließende Schnorchelgang umso angenehmer – das Wasser kam einem echt warm vor! Highlight hier waren definitiv die Meeresschildkröten, die man beim Futtern beobachten konnte. Eine kleine Gruppe Pinguine huschte ab und an durchs Wasser, im Grunde aber nur, um ihre Spielchen mit mir zu treiben: Unter Wasser habe ich sie nie gesehen, aber kaum bin ich am Ufer tauchen sie 3m von mir entfernt auf und starren mich an. Also wieder zurück ins Wasser – und weg waren sie… blöden Viecher!
Am Nachmittag steht eine längere Überfahrt nach Puerto Ayura, Santa Cruz an. Ich verbringe die meiste Zeit dösend auf Deck, bin aber doch noch wach, als eine große Gruppe Delfine für einige Zeit mit unserem Boot schwimmen. Abends dann in die Stadt, für die Hälfte der Gruppe ist es der letzte Abend. Ich checke meine Emails und bemerke eine Nachricht von meiner Bänkerin, man vermutet Kreditkarten-Missbrauch und hat meine Karte vorsorglich gesperrt – 3 Tage später stellt sich dann heraus, falscher Alarm (Kannst wieder entsperren, Nina!!). Tag 5 verbringen wir auf Santa Cruz, der Hauptinsel. Am Morgen steht zunächst ein Besuch der Charles Darwin Station an, einer Aufzuchtstelle für Leguane und Schildkröten. Heimat der beiden berühmtesten Einwohner Galapagos – Lonesome George und Super Diego, beides recht alte Landschildkröten. Während man Lonesome George vor einigen Jahren auf einer Insel vorfand, auf der man glaubte, dass es keine Schildkröten mehr gäbe, stammt Super Diego aus einem Zoo in San Diego. Er gilt als das letzte Männchen einer Art, die nur auf Espanola vorkommt und durfte sich daher mit den verbliebenen sieben Weibchen vergnügen.
In der Aufzuchtstation tummeln sich mittlerweile jede Menge Jungtiere, auf allen Inseln zusammen gibt es circa 18.000 Landschildkröten… Zu Beginn des Zuchtprogramms waren es gerade mal 3.000! (Zur Hochzeit vor einigen hundert Jahren wird der Bestand allerdings auf 250.000 geschätzt! Schildkröten waren bei Seefahrern sehr beliebt, da sie Wochen ohne Nahrung auskommen konnten. Auf dem Rücken gelegt lassen sie sich gut stapeln und ihre Bewegungsfreiheit ist, sagen wir mal stark eingeschränkt – ein paar Dutzend Exemplare unter Deck bedeuten frische Schildkrötensuppe für Monate! Auf vielen Inseln wurden sie komplett ausgerottet!). Nachdem gegen Mittag neue Gäste an Bord gekommen sind, geht’s in die Berge, um die Schildkröten in freier Wildbahn zu beobachten. Stehen da wie Kühe auf der Weide und ziehen sich meist unter ihren Panzer zurück, wenn wir zu dicht kommen – das erste Tier, was abweisend auf uns reagiert hat!
Nachts fahren wir zu Rabida-Island, die sich durch rötlichen Vulkansand auszeichnet. Echt ein faszinierender Anblick, die Seelöwen erwähne ich anstandshalber auch mal, obwohl das ja schon normal ist. Tauchgang vom Strand aus, entlang von Felsen. Ein junger Seelöwe ist wieder in Spiellaune, ich sehe auch noch einen Hai. Recht witzig auch die Begegnung mit einem Vogel, der auf einem Felsen sitzt und nach Fischen Ausschau hält. Er lässt sich auch nicht beirren, als ich 50cm von ihm entfernt mich am Felsen festhalte und unter Wasser ihn beobachte, wie er einen nach dem anderen rauspickt.
Ich mache mich zurück Richtung Strand als ich von hinter mir Jenny (aus Alaska) rufen höre. Sie hat gerade einen Manta-Rochen gesehen. Ich zögere kurz, ob es das Wert ist, zurückzugehen und entscheide mich dann doch dafür nochmal ins Wasser zu gehen… Eine Minute später schwebt mir ein riesiger Manta-Rochen im flachen Wasser entgegen. Ich folge ihm einige Meter, strecke beide Arme aus und erreich nicht mal ansatzweise die Spannweite dieses Tiers! Majestätisch gleitet er durchs Wasser, fühlt sich aber wohl belästigt, dreht um, taucht unter mir durch, 2-3 Flügelschläge und weg ist er.




Nachmittags tauchen wir vor Bartolome, ein beliebtes Postkarten-Motiv! Auch wenn wir bei unseren Tauchgängen bisher echt verwöhnt wurden, war das nochmal speziell. Alle paar Meter Seesterne auf dem Boden, man sprach auch von der Milchstraße unter Wasser. Und haufenweise Haie, ich schätze in den 50 Minuten habe ich ca. 20 Haie gesehen, die um die großen Fischschwärme rumstreifen. Nachdem wir uns umgezogen haben, setzen wir zur Insel über. Zwar ist das Einsteigen in die Schlauchboote mittlerweile Routine, mit zwei großen Galapagos-Haien, die ums Boot schwimmen und dem absoluten Verbot, ins Wasser zu springen, da die Haie denken könnten, dass sie vom Boot gefüttert werden, wird das doch etwas spannender. Auf Bartolome gibt es nicht viel zu sehen. Recht trockene Vulkan-Insel, wenige kleine Tiere, aber ein atemberaubender Sonnenuntergang entschädigt für den mühsamen Aufstieg auf den Gipfel.
Die längste Bootsfahrt steht vor uns, 8 Stunden nach Genovesa-Island, den nördlichsten Punkt unserer Tour. Genovesa ist eine runde Insel, deren Mitte – ein Krater – mit Meerwasser geflutet ist, nachdem die Felswand an einer Stelle eingestürzt ist. Kurz nach Sonnenaufgang wandern wir durch eine Kolonie von Red Footed Boobies (Rotfuss-Tölpeln), die es nur hier zu bestaunen gibt. Einige Nester sind von Fregatt-Vögeln in Beschlag genommen worden, die hier ebenfalls brüten. Die Wanderung ist wieder mal typisch, man muss aufpassen, dass man nicht auf die Vögel tritt, da die keineswegs irgendwie zurückweichen. Gegen Ende entdecken wir in einiger Entfernung eine Sumpfohr-Eule, ein Tier was man wohl auch in der Heimat antreffen könnte.
Am späten Vormittag noch ein Tauchgang mit Haigarantie. Zunächst schnorcheln wir an einem Felsen, wo man Hammerhaie antrifft – in nur 2,5m Tiefe… Einzig, als wir da sind, sind die Haie nicht da. Egal, zweite Station ist vor der Kolonie der Seelöwen – hier gibt es neben den Galapagos-Seelöwen auch die kleineren Fur Sea Lions. Beim Einstieg ins Boot schlage ich mir das Knie auf, als ich das Blut abwische, meint unser Guide, ich solle es lassen, schließlich wollen wir Haie sehen – mieser Humor, im Wasser spielt nun mehr nur noch das Kopfkino… Aber wieder keine Haie. Zuletzt steigen wir in der Nähe der Guantanamerra nochmals aus, ums Schiff kreisen immer zwei, drei Galapagos-Haie. Das Wasser ist trüb, mein Knie blutet noch, wir kommen ans Schiff – immer noch keine Haie! Der einzige Tag mit Pech beim Schnorcheln. (Ich fands okay;))Nachmittags noch ein Landgang. Genovesa ist echt eine schöne Insel, viele Vögel, schöne Lagunen, einige Kakteen (mit weichen Stacheln – es gibt weder Leguane noch Schildkröten)… Von der Klippe aus sehen wir zwei Meeresschildkröten bei der Paarung zu (immer diese Spanner!), das Seelöwen-Männchen schwimmt vor der Eingang der Bucht und im flachen Wasser, keine 3m entfernt ein großer Galapagos-Hai – aber mit dem Männchen legt der sich nicht an!
Der Sonntag vergeht wie im Flug. Unser letzter Landgang ist in North Seymour, gleich gegenüber der Flughafen-Insel. Unser Boot setzt bereits um 6 Uhr über, für das frühe Aufstehen werden wir mit einem herrlichen Sonnenaufgang belohnt! North Seymour ist Brutstätte der Blue Footed Boobies, die berühmt für ihren Paarungstanz sind. Rechtes Bein hoch, Pfeifen, Linkes Bein hoch, Pfeifen, Schwanz hoch, Pfeifen und wieder von vorne! Leider können wir dieses Schauspiel nicht beobachtet, trotzdem schöne Tiere! Dafür sind einige Fregatt-Vögel in Balzlaune, aufgeblähter roter Kehlkopf – trotzdem mag ich die Vögel nicht. Um halb 8 fahren wir nach Baltra und von dort an den Flieger. Eine echt schöne Woche geht zu Ende! Galapagos ist echt ein Ort, an den ich wieder zurückkehren möchte – i love Boobies!!

Samstag, 14. Januar 2012

Sommer, Palmen, Sonnenschein - was kann schöner sein?

Fünf Tage in Mancora und wirklich viel zu berichten gibt es nicht. Traumhafter Sonnenuntergang am ersten Abend, am zweiten Abend vermutlich auch – genau kann ich es nicht sagen, denn wir wurden von einer kleinen Gruppe (ein Holländer, ein Australier und zwei Kolumbianerinnen haben sich tags im Bus kennengelernt) angesprochen Fotos zu machen. Ich hab mich mit drauf gestohlen, wir kamen ins Gespräch und haben den Sonnenuntergang irgendwie völlig verpasst. Noch ein paar Bier, Abendessen und die Verabredung für die Fiesta später am Abend stand – die „Freude“ darüber standen insbesondere den beiden Jungs ins Gesicht geschrieben. Aber was solls. Zurück ins Hostel, fertig gemacht (das heisst insbesondere ordentlich Mückenspray auf die Haut), zwei Long Island Icetea und zurück ins Zentrum und tatsächlich, die Mädels haben sich durchgesetzt. 3 Stunden Salsa getanzt, zumindest eine Art davon (es lief Salsa Musik, ich habe mich dazu bewegt und eine Kolumbianerin hat relativ genau dasselbe gemacht – sah nur besser aus), am Strand weiter getanzt, meine Flip Flops verloren (das zweite Paar in diesem Urlaub), und viiieel später barfuß zurück ins Hotel – mit einer persönlichen Einladung nach Medellin, schon wieder. Am Morgen ausgeschlafen, Hangover professionell behandelt und das Hotel gewechselt – bisher das teuerste, aber eine affengeile Anlage mit Palmengärten direkt am Strand! Abends ne Full Moon Party, die nächsten Abende waren ruhiger – tatsächlich Erholung! Und Bikinis.
In Anlehnung an die Schrimp-Szene bei Forrest Gump: Es gab schwarze Bikinis, rote Bikinis, grüne Bikinis, gelbe Bikinis, rosa Bikinis, Bikinis die obenrum weiß und untenrum schwarz waren, Bikinis die untenrum schwarz und oben weiß waren, Bikinis die an einem vorbeigelaufen sind, andere, die sich vor einem im Sand gerekelt haben, es gab große Gruppen Bikinis und kleinere Grüppchen Bikinis, manche Bikinis waren gar allein unterwegs. Es gab argentinische Bikinis, ecuadorianische Bikinis, peruanische Bikinis, kolumbianische (!) Bikinis! Es gab Bikinis mit recht wenig Stoff, welche mit eher mehr Stoff. Manche mit neckischem Kleid-Ansatz! Es gab Bikinis vor bräunlichem Hintergrund, andere vor hellerem Hintergrund. Es gab natürlich anmutende Bikinis und welche, die sich künstlich gegen die Schwerkraft zur Wehr setzten. Manche Bikinis schrien danach ihnen hinterherzusehen, anderen sah man aus Anstand hinterher. Bikinis, die von rechts den Strand runterlaufen, Bikinis die von links an einem vorbeilaufen. Bikinis, Bikinis, Bikinis – nach 5 Tagen sind Bikinis wie Pinguine in der Antarktis, einfach nur noch da. Gut, dass wir weitergefahren sind, war ja nicht mehr zum Aushalten.
Nachts um halb zwei geht’s dann weiter nach Guayaquil, der größten Stadt Ecuadors. An der Grenze spielt sich eine typische südamerikanische Szene ab: Es ist 3 Uhr morgens. 4 Busse warten auf Abfertigung. Circa 200 Leute, eine lange Schlange bildet sich. Ein Grenzbeamter checkt die Pässe. Ein weiterer sorgt dafür, dass die Menschen in Reih und Glied stehen (immer dicht an der Wand, und wehe wenn nicht!), der gold-gelitzte Chef gönnt sich zunächst einen Mitternachtsschmauss, um dann seinem Untergebenen anzuweisen, dass er die Leute besser anweisen soll, an der Wand zu stehen… Wir stand länger als ne Stunde!
In Guayaquil angekommen geht’s mit dem Taxi in die Stadt. Unser Hotel ist in einem echt schnuckligem, alten Gebäude mit hohen Decken und Mamorboden. Direkt gegenüber sind der Fluss Guaya und die Uferpromenade. In Ecuador wird mit US-Dollar bezahlt, gab zwar nen riesen Aufstand, der Präsident musste zurücktreten, aber sein Nachfolger hat es doch durchgesetzt. Über Guayaquil hat man nicht viel Gutes gehört im Vorfeld, keine Stadt wo man sein müsste. Ich versuche es mal wieder mit einem Forumseintrag bei Couchsurfing und bekomme innerhalb kürzester Zeit viele Mails mit Vorschlägen. Wir treffen uns abends mit Diana. Neben den unbestreitbar optischen Aspekten für diese Entscheidung, spielte auch die Tatsache eine Rolle, dass sie einen Bekannten mitbringt, der vor kurzem auf Galapagos war und uns bei der Vorbereitung behilflich sein möchte. War ein super netter Abend, leckeres Essen und ein kleiner Stadtspaziergang. Bin bereits zu dem Zeitpunkt positiv von Guayaquil überrascht.
Am nächsten Nachmittag treffen wir uns wieder mit den beiden. Mir geht es nicht besonders gut, der Magen macht wieder zu schaffen. Und auch Sebastian ist am Arsch. Seit Tagen mit Ohrproblemen belästigt hört er kaum noch auf dem einen Ohr und macht sich Sorgen wegen des Trips. Also beginnt unser Stadtspaziergang erstmal in der Apotheke für mich und wird beim Ohrenarzt fortgesetzt. Auch das ist Couchsurfing, ohne die beiden wären wir relativ aufgeschmissen gewesen. Weiter geht’s zur Universität von Juan, wo im Uni-Garten ein paar Galapagos-Schildkröten beheimatet sind. Anschließend steht ein restauriertes Barrio an. Die Häuser bunt gestrichen und eine Bar neben der anderen tummelt sich am Hügel, während man den Aufstieg über 444 Stufen auf den Gipfel angeht, um die Aussicht über Guayaquil bei Nacht zu genießen.
Am nächsten Morgen spaltet sich die Reisegemeinschaft mit Sebastian auf, während er auf eigene Faust versucht, einen kürzeren Trip zu organisieren, entscheide ich mich für eine 8-Tages-Kreuzfahrt und werde Sonntag nachreisen – unterschiedliche Budgets. Trotzdem den Flug nach Quito werden wir wieder gemeinsam angehen. Zwei Stunden später bekomme ich einen Anruf, irgendwas ist bei der Buchung schief gelaufen. Im Reisebüro hat man uns einen Tarif gebucht, der nur für Einheimische galt – er musste nochmal 160$ blechen (One-Way!). Entsprechend begeistert ist die erste Station das Reisebüro, gut hab denen eh noch Geld geschuldet. Dort ist man überrascht, stellt den Fehler fest, bucht mir eine neue Kategorie und stellt die 160$ für Sebastian nach seiner Rückkehr in Aussicht – hat mich nur 2 Stunden Warten und Diskussion gekostet. Da er wohl die Email noch nicht lesen konnte, hoffe ich mal, dass er sich nicht allzulange ärgert. Die Vorbereitung auf den Trip gestaltet sich alles andere als einfach, in einer Mall möchte ich mir ein Unterwasser-Gehäuse für die Kamera besorgen. Ich hab ÜBERALL gefragt, bestimmt 15 Fotogeschäfte – niemand hat sowas! Mega schade! Und trotzdem, ich freu mich wie ein Schneekönig auf diesen Trip. Hab schon als Kind super viele Dokus über diese Inseln gesehen. Evolutionsgeschichte vom feinsten und wird ganz sicher wieder ein Highlight! Bis bald!

Sonntag, 8. Januar 2012

Die Berge haben Augen...

Jetzt habe ich 7 Tage in Cusco verbracht, eine ganze Woche, länger als irgendwo sonst bisher und die Stadt gefällt mir immernoch. Im letzten Beitrag habe ich die Isla del Sol als Nabel der Welt für die Inka beschrieben, zwischenzeitlich stellt sich heraus, dass Cusco in Quechua – der Sprache der Inka – eben solches heisst.
Am Sylvestermorgen will ich ein bisschen in der Stadt rumschlendern und laufe an der Rezeption direkt in Tom, einen jungen Australier, den ich bereits in La Paz kennengelernt habe. Bei sonnigem Wetter zischen wir einige Bierchen auf einer Dachterrasse direkt über der Altstadt. Die ganze Stadt bereitet sich auf den großen Abend vor. Hier ist alles in gelb. Gelbe Hütte, gelbe Brillen, ja selbst gelbe Damenunterwäsche wird an den Straßenständen angeboten. Entsprechend ausgestattet (auf die gelben Slips habe ich verzichtet) geht es zu Dritt abends in ein Restaurant, wo ich tags zuvor ein Meerschweinchen vorbestellt habe. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich unbeliebt mache: Knusprige Haut, saftiges zartes Fleisch! Sehr lecker! (Sollte jemand Meerschweinchen-Nachwuchs erwarten: Ich würde es groß ziehen!)

Nach dem Abendessen weiter auf die Plaza de Armas, wo sich die gelbe Menge langsam zu Live-Musik in Stimmung bringt. Wir laufen in Arnold, einen Holländer, den wir alle drei von anderen Orten unserer Reise her kennen – Südamerika ist ein Dorf! Mich plagen noch die Magenprobleme der letzten Tage und der Wiskey-Cola trägt nur bedingt zur Beruhigung bei. 12 Uhr, großes Feuerwerk, es fängt zu regnen an. Alles drängt sich in die überteuerten Bars und unter die Balkone. Ich spüre kalten Schweiß auf der Stirn, mir wird schwummrig – Rückzug aus der Menge. Gerade noch rechtzeitig, mir wird schwarz vor Augen. Mehr schlecht als recht komme ich später im Hostel an. Das war´s mit der Party. Frohes Neues 2012 – fängt ja gut an! Was soll´s. Am nächsten Tag hört man dann Geschichten am laufenden Band von Leuten, die während der Feier bestohlen und beraubt wurde.

Montags geht es auf 2-tägige Tour nach Machu Picchu. Angesichts der Regenzeit verzichte ich auf den langen Inka-Trail. Mit von der Partie ist Sebastian aus Fulda, mit dem ich bereits seit ein paar Tagen im selben Hostel bin. Sieben Stunden Busfahrt durch beeindruckende Berglandschaft, die letzten zwei Stunden über eine Schotterpiste, die der Death Road in Nichts nachsteht. Man schaut aus dem Fenster – und blickt direkt in den Abgrund. Wir kommen trotzdem sicher an und dürfen uns zu Fuss noch ein paar Kilometer Richtung Aquas Calientes machen. Der angekündigte Guide wartet nicht wie erwartet auf uns. Wir kommen in die Stadt, ohne zu wissen, mit welcher Organisation wir gebucht haben oder in welchem Hostel wir unterkommen. Alles was wir wissen ist, dass wir irgendwo eine Hostel-Reservierung haben und jemand unsere Tickets hat – und es wird langsam dunkel. Nach 30 Minuten läuft jemand über den Platz und ruft unsere Namen durch den Regen – geht doch!
Aquas Calientes liegt malerisch zwischen mehreren Bergen am Ufer eines reißenden, schokomilch-farbenen Flusses. Das Getöse ist allgegenwärtig. Abendessen in der Gruppe (ich wusste bis dato nicht mal, dass wir zu einer Gruppe gehören). Wir sitzen am Tisch mit drei Argentinierinnen Anfang 20. Als sie hören, dass wir aus Deutschland kommen, fangen sie an Deutsch zu sprechen. Wird ein netter Abend, der angesichts der Tatsache, dass das Frühstück auf 4 Uhr angesetzt ist, etwas kurz ausfällt. Der kommende Morgen; der Wecker reisst einen viel zu früh aus dem Schlaf, es regnet, wir sind pünktlich beim Frühstück – als einzigen, das Service-Personal taucht erst 30 Minuten später auf. Verkleidet als gelbe Müllsäcke treten wir den Aufmarsch zu Machu Picchu an, stets in der Hoffnung, doch den Sonnenaufgang zu sehen. Es regnet immernoch, trotzdem schmeckt das Wasser auf den Lippen recht bald sehr salzig.


Auf dem Gipfel angekommen sieht man keine 20 Meter weiter. Nebelwände wabern durchs Tal. Nur langsam wird der Blick auf die Ruinen der wohl berühmtesten Inka-Stadt freigegeben. Aber selbst ohne diese hat der Ort etwas mystisches. Grüne steile Berghänge, Nebelwälder, im Tal der braune Fluss und hinter jedem Hügel scheinen sich weitere zu verstecken. Für die Inka ist Machu Picchu eine ganz besondere Stelle, die vermutlich von der Oberschicht bewohnt wurde. Die Stadt wird gleich durch drei heilige Tiere beschützt. Auf der klassischen Postkartenansicht bilden drei Gipfel im Hintergrund die Silhouette eines Kondors, der in der Mythologie der Bote zum Himmel ist. 

Direkt daneben erkennt man mit etwas Phantasie einen Puma, der sich wegduckt. Nimmt man noch den Fluss hinzu, der sich duch das Tal schlängelt und eine Schlange symbolisiert hat man die drei Tiere der Unterwelt, des Himmels und der hiesigen Welt (Mittelerde, oder wie man das auch wieder nennt!).Auf der Führung erfährt man noch so manch andere interessante Information. Prinzipiell waren die Inka ein landwirtschaftliches Volk. Unser Guide war sehr stolz darauf, dass sie bereits zur Zeit als die Spanier kamen Dutzende Mais und Hunderte verschiedene Kartoffelsorten hatten und die Europäer noch gar nichts… Gut, dafür hatten die Spanier Feuerwaffen.
Zurück im Tal geht es mit dem Zug 30 Minuten den Fluss entlang zu unserem Bus. Wenn man seine Sinne auf die Felsformationen geschärft hat, erkennt man plötzlich überall Gesichter und Fratzen, die von den Hängen herabglotzen. Unser Busfahrer ist extrem gut drauf, geradezu euphorisch. Zunächst frotzeln wir darüber, ob er Alkohol getrunken hat, später stellt sich heraus: Es ist „lediglich“ völlig übermüdet. Top-Voraussetzung für die engen Straßen ohne Leitplanken, die vor uns liegen. 



Nach einer halben Stunde setzen wir bei einer Bachüberquerung hinten auf und verlieren unsere Stoßstange – und 30 Minuten Zeit, die einer sinnlosen Suchaktion geopfert wird. Ich muss echt gestehen, ich schwitze den Rest der Fahrt Blut und Wasser. Sekundenschlaf auf der Strecke ist tödlich, und der Fahrer blinzelt erstaunlich oft, wir fahren mit offenem Fenster – alles Dinge, die ich mache, wenn ich müde bin. Aber ich fahre dann in der Regel keine weiteren 5 Stunden die Abhänge entlang.
Naja, wir schaffen es trotzdem irgendwie nach Cusco, wo wir noch einen Tag entspannen. Als wir übern Markt gehen werden wir Zeuge einer Schlachtung. Zwei Hühner kopfüber in einen Trichter, an dem unten eine Plastiktüte befestigt ist. Keine Gegenwehr. Schneller Schnitt am Ende des Trichters, das Blut sprudelt in die Tüte, die Füße zappeln. Abends kann gegessen werden. Tags drauf geht es mit dem Bus Richtung Lima (20 Stunden), dort 7 Stunden Aufenthalt (kurz zum Strand, wo ich WIEDER einen Australier treffe, dem ich vorher auf der Tour schon zweimal begegnet bin) und dann nochmal 18 Stunden nach Mancora, ganz im Norden Perus. Strand, Sonne, Wellen, Bikinis, rote Sonnenuntergänge – ein paar Tage aufwärmen und entspannen ist angesagt.