Reisen ist eine der schönsten Nebensachen auf der Welt.
Meistens läuft ja auch alles glatt, man gewinnt fantastische Eindrücke und
erlebt einfach eine gute Zeit. Manchmal jedoch gibt es aber auch „Vorfälle“ wo
man sich echt fragt, was als nächstes schief laufen wird… Da man in der Regel
diese Dinge aber schnell wieder beiseite schiebt und vergisst, schildere ich
sie trotzdem mal kurz an dieser Stelle.
Nick und ich haben Geldprobleme – das wissen wir seit
unserem Anreisetag. Am Tag vor unserer Abreise streikt meine EC-Karte an einem
Automaten, da es aber zu spät ist, eine neue zu bestellen und sie abends wieder
funktioniert, bleibt die Hoffnung, dass alles glatt läuft. Diese Hoffnung wird
jäh zerstört, als meine Karte an diversen Automaten in Hua Hin nicht erkannt
wird. Kein Problem, wir haben ja noch Nicks EC-Karte… Pustekuchen, am nächsten
Morgen stelle ich mit einem Blick fest, dass es sich nur um eine national
funktionierende Geldkarte handelt. Die eigentliche EC-Karte hat er
sicherheitshalber daheim gelassen. Nun, immerhin haben wir noch unsere
Kreditkarten und sicherheitshalber ein bisschen Bargeld dabei gehabt. Fortan
heisst es aber für uns, möglichst oft die Kreditkarte einzusetzen und sparsam
zu leben. Nun, der Plan klingt simpel, aber: Anders als in Südamerika wird in
Thailand quasi alles in Cash bezahlt! Bis auf ein Hotel und ein Essen kam die
Kreditkarte bisher noch gar nicht zum Einsatz.
Nun, jetzt könnte man denken,
dass wir um diesen Umstand wissen und uns entsprechend vorbereiten, immer genug
Cash an der Hand haben etc. Wer das aber denkt, kennt uns schlecht. Wir sind
gefühlt immer Pleite. In Kaoh Sok – also mitten im Dschungel – stellen wir
fest, wie teuer die Touren sind. Und oh Wunder, natürlich ist Barzahlung
Pflicht. Wir kalkulieren, dass wir 1000 Baht für die Übernachtung benötigen,
3000 für die Touren und wieder 400 um nach Surat Thani zu gelangen. Zu unserer
Verwunderung stellen wir fest, dass wir noch genau 5000 Baht übrig haben und
quasi zwei Tage von 600 Baht leben müssen – umgerechnet 15 Euro! Dies schränkt
einen zu Weihnachten schon etwas ein! Wir finden glücklicherweise doch noch
eine Wechselstube, weshalb sich die Situation etwas entspannt. Bis zum nächsten
Tag! Unser Plan ist, von Kaoh Sok mit dem Minibus nach Surat Thani zu fahren.
Dort einen weiteren Bus nach Hatyai an der malaysischen Grenze zu nehmen, um
dort in einen Bus nach Penang umzusteigen. Der Trip beginnt morgens um 8 Uhr
und soll uns abends bis 20 Uhr nach Penang bringen. Irgendwo unterwegs wollen
wir noch ein paar Flaschen Wiskey kaufen, da er in Malaysia deutlich teurer
ist. Nun, der Start ist vielversprechend. Wir kommen nach 2 Stunden am
Busbahnhof in Surat Thani an und erwischen direkt einen Minibus nach Hatyai,
der 4 Stunden dauern soll. 7 Stunden später kommen wir dann doch noch in Hatyai
an, nur um zu erfahren, dass im letzten Bus nach Penang kein Platz mehr frei
ist! Schöner scheiß! Uns wird noch ein Platz in einem Bus nach Kuala Lumpur
angeboten mit der Option in Buttersworth – einer Stadt auf dem Festland ggü von
Penang – rausgelassen zu werden. Der Bus ist etwas exklusiver und kostet
entsprechend mehr. Da wir wieder mal nicht mit Kreditkarte zahlen können,
bleiben uns noch 506 Baht! Gleichzeitig erfahren wir, dass Nick aufgrund eines
verlorenen Visas noch 500 Baht Strafe zu erwarten hat (später kommen wir aber
ohne aus). Kurzum: Wir haben noch 2 Stunden in der Stadt, 6 Baht übrig (40 Baht
ist 1 Euro!). Und suchen nach einem Ort, wo wir was zu essen finden – entweder
für 6 Baht oder wo man mit Kreditkarte bezahlen kann… Beides aussichtslos!
Immerhin haben wir Wifi als sich der Bus nach Buttersworth
in Bewegung setzt. An der Grenze müssen wir dann widererwartend doch nicht die
Strafgebühr blechen – aber davon kaufen können wir uns jetzt auch nix mehr.
Direkt hinter der Grenze wird ein Dinner-Stop eingelegt, wir halten direkt vor
einem KFC. Hungrig stürmen wir den Laden und stellen ernüchtert fest: Auch in
einem amerikanischen Fast Food Schuppen, direkt hinter der Grenze wird weder
Kreditkarte noch US-Dollar akzeptiert. Hungrig setzen wir die Fahrt fort. Kurz
nach Mitternacht halten wir auf dem Standstreifen des Highways. Mit den Worten
„Taxi there“ weist uns der Fahrer den Weg zu einem Gebäude. Eine letzte
Kurznachricht an Ken, dass wir gleich da sein werden – wie man sich doch
täuschen kann! Das Gebäude ist ein Krankenhaus, wo prinzipiell wohl auch Taxis
stehen… aber halt nicht mitten in der Nacht! Wieso auch, wer verirrt sich um
die Uhrzeit schon dort hin. Der Security Guard macht uns Hoffnung, dass am
nächsten Morgen sicher eins kommen wird
super! Zudem stellen wir fest, dass wir zwar in der Nähe einer Stadt
sind, aber nicht Buttersworth, wo es kein Problem wäre ein Taxi zu bekommen.
Von dieser größeren Stadt sind wir etwa 10km entfernt. Nach dem auf und ab der
letzten Stunden machen wir uns ernsthaft mit dem Gedanken vertraut, die Nacht
im Freien zu verbringen.
10 Minuten später steigt eine muslimische Frau aus einem
parkenden Auto und unterhält sich mit uns. Sie wartet zusammen mit ihrem Mann
auf ihren erwachsenen Sohn, der offensichtlich in der Notaufnahme wegen eines
gebrochenen Armes behandelt wird. Recht schnell scheinen wir irgendwelche
Mutterinstinkte in ihr zu wecken. Sie bietet uns an, dass wir ja mit ihrem Mann
sprechen können. Und obwohl er sich anfangs sehr bitten lässt, lässt er sich
dann doch breit schlagen, uns zu einem Taxistand in Buttersworth zu bringen.
Unterwegs unterhalten wir uns sehr angenehm mit den beiden, sie geben uns am
Ende eine Telefonnummer, unter der wir sie im Notfall erreichen können und
helfen uns sogar noch dabei, mit dem Taxifahrer den Preis zu verhandeln. Aber
bevor wir uns ins Taxi setzen besteht noch eine letzte Unsicherheit – hat die
Mautstelle für die Brücke nach Penang noch geöffnet? Der Taxifahrer telefoniert
noch 5 Minuten wild herum bis es dann losgeht. Der Fahrer scheint nachtblind zu
sein, er hatte bereits Probleme die Adresse zu entziffern und fährt jetzt mit
60 Sachen auf der mittleren Spur. Nachts fährt er wohl nur deshalb, weil er
auch tagblind ist! Aber er bemüht sich uns die Geschichte der Stadt und die
Sehenwürdigkeiten näher zu bringen – einen Service auf den wir angesichts der
letzten Stunden recht wenig wert legen ;)
Gegen 2:30 Uhr morgens kommen wir in unserem Hotel an. Ken
wird aus dem Bett geklingelt, damit er
den Fahrer bezahlt. Dann gehen wir noch bei einem kleinen Food-Place in
der Nähe vorbei, um endlich was zu essen! Nach so einem Tag schläft man seelig
ein - und träumt von den guten Seiten des Reisens;)!